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Hans D. Smoliner

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2007-09-14

Warnung: "AVANTI WRINKLES!"

Liebe Freundinnen und Freunde von kärnöl!

Warnung: „Falten im Diesseits verursachen vermehrte Faltenbildung im Jenseits“ schreibt Erika Stengl unter eines ihrer Kunstwerke.

Wenn uns Stephan Jank letzten Freitag in seinem hoch interessanten Vortrag mit einem Zitat von Pablo Picassos konfrontierte: „Kunst ist die Lüge, die uns Wahrheit erkennen lässt“ und ihn posthum fragt: „Was ist Erkenntnis, Pablo?“ möchte ich mit einem Zitat Paul Feyerabends antworten: „Ich scheiße auf die Wahrheit, was immer das ist. Was wir brauchen ist Gelächter." (Brief an Imre Lakatos, 1971)
Feyerabend sah Wissenschaft, neben Religion oder Kunst, nur als eine von vielen Möglichkeiten, Erkenntnis zu gewinne und betont die Bedeutung von Intuition und Kreativität als Voraussetzung des Erkenntnisgewinns und Erkenntnisfortschritts.

Die Entscheidung ob Erika Stengls Bilderzyklus „Avanti Wrinkles“ einen neuen Erkenntnisgewinn darstellt, ob ihre Warnung Wahrheit ist, möchte ich den jeweiligen Betrachter überlassen.
In ihrer eigenen Formsprache leben Erika Stengls Bilder weniger vom so genannten „Neuen“, vielmehr von dem neuen Blick auf das Alte, von dem Vermögen, wie auch schon bei früheren Arbeiten, alte Postkarten im jeweils gewandelten Kontext wie neu erscheinen zu lassen. Diese Postkarten, Fundstücke der Dagewesenseinsvermarktung, übermalt Erika Stengl mit intuitiven, kräftigen Duktus, bearbeitet die Farbe während des Trocknungsprozesses mittels verschiedenster Techniken bis vom ursprünglichen fotografischen Bild oft nur mehr kleinste Ausschnitte, wie Erinnerungsfetzen erkennbar sind und bringt mittels ihrer künstlerischen Ausdrucksform „etwas auf den Punkt“, indem sie es in Bilder, nicht in Begriffen fasst, um Erfahrungen, Träume, Hoffnungen darzustellen und Perspektiven zu entwerfen.

„Der Schönheit von Falten sind Grenzen gesetzt.“

Erika Stengl macht es dem Betrachter nicht leichter, indem sie ihre Bilder mit Aphorismen, die einem benthamschen Schullehrbuch entnommen sein könnten, verknüpft. Und doch bewirkt diese Vernetzung zweier stilistischer Ausdrucksmittel, einerseits eine Konkretisierung des in der bildhaften Abstraktion aufgelösten Themas der Vergänglichkeit durch die gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse definierter Schönheitsideale, andererseits bilden sie einen Kontrast, der dem Betrachter, obwohl er in ästhetischer Form mit dem letzten Faltenwurf seines Lebens – dem Tod konfrontiert wird, ein Lächeln.

Meine Erkenntnis bei der Betrachtung der zwölf „Avanti Wrinkles“ ist für mich nicht neu, die von der Künstlerin intuitiv, oder bewusst gewählt Formsprache emotional beeindruckend und veranlassen mich meine Ausführungen mit einem Stoßgebet von Erika Stengl zu beenden:

„Gott gib, dass die eine Falte wird, wie die andere!“

Guten Abend!

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