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2007-09-09

Franz Fischler für Gentechnik in der Landwirtschaft

Bemerkenswerte Positionen des Vorsitzenden der Global Marshall Plan Initiative


Ein Denk-Prozess
Nachhaltige Alternativen im / zum System?
wird vom Bündnis für Eine Welt gestartet,
r mehr

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Ein Schlaglicht auf die sogenannten ökosozialen Positionen wirft ein Statement des Vorsitzenden der Global-Marshall-Plan-Initiative Franz Fischler, seines Zeichens ehemaliger EU-Agrarkommisar. Wenn im Folgenden von Grüner Biotechnologie die Rede ist, dann ist dies der euphemistische Ausdruck für Gentechnik. Und man beachte den Zusammenhang von Gentechnik und Agrotreibstoffen, den Fischler selbst herstellt! Wir dokumentieren im Originalwortlaut!

Biotech-Pflanzen gegen den Klimawandel

Es wäre nicht Österreich, die Heimat Sigmund Freuds, wenn wir mit dem Thema Biotechnologie nicht völlig schizophren umgingen - Von Franz Fischler

„Biotech boomt in Österreich!", war kürzlich in einer renommierten österreichischen Tageszeitung zu lesen. Diese Ansicht wurde auch beim Alpbacher Universitätstag bestätigt. Österreich hat prinzipiell für diese Schlüsseltechnologie der Zukunft sehr gute Voraussetzungen: Top-Forscher und international vergleichbare Ausbildungsgänge, ambitionierte Jungunternehmer und das sprichwörtlich gute soziale Klima. Hier ist abseits des öffentlichen Scheinwerferlichtes etwas entstanden, worauf Österreich stolz sein kann.

Wenn es noch gelänge, die österreichische Schrebergarten-Mentalität abzulegen und über universitäre Rivalitäten hinweg zusammenzuarbeiten und die Forschungseinrichtungen mit modernen Infrastrukturen auszustatten, könnte Österreich durchaus in die internationale Spitzenklasse aufsteigen. Das gelingt aber nur, wenn auch mehr Venture Capital verfügbar gemacht wird und die Politik sich für einige wenige, dafür aber gut ausgestattete und starke Standorte entscheidet.

Es wäre aber nicht Österreich, die Heimat Sigmund Freuds, wenn wir mit dem Thema Biotechnologie nicht völlig schizophren umgingen. So sehr wir der so genannten roten Biotechnologie offen gegenüberstehen, so sehr lehnen wir die grüne Biotechnologie ab. (Diese Farbenlehre hat nichts mit Politik, sondern ausschließlich mit rot für Tier und Mensch und grün für Pflanzen zu tun.) Eigentlich paradox: Dort wo biotechnologische Methoden direkt auf den Menschen angewendet werden, sehen wir weniger Risiko als bei der Anwendung in der Saatzucht. Es ist richtig, dass die ersten Anwendungen von grüner Biotechnologie nicht sehr überzeugend waren. Wer kauft schon in Zeiten von Überschüssen ein Produkt, das aus Sojabohnen hergestellt wurde, die gegen ein Unkrautvernichtungsmittel resistent gemacht wurden.

Dass man hier aber das Kind mit dem Bad ausgeschüttet hat, dafür gibt es ebenfalls Beweise: Als vor einigen Jahren an der Universität für Bodenkultur eine ganze Reihe von alten österreichischen Apfelsorten von Virosen befreit wurden, haben die Ökofundis aufgeschrien, und schon wurde die Auspflanzung der Bäumchen untersagt, obwohl an deren Erbmasse überhaupt nichts verändert wurde. Eine offenere Haltung ist aber ein Gebot der Stunde. Vor allem aus zwei Gründen:

  1. Die Produktion von Biomasse zur Erzeugung von Industrierohstoffen und Energie braucht speziell für diese Zwecke gezüchtete Pflanzen. In der Landwirtschaft wird zwar seit etwa 8000 Jahren Pflanzenzucht betrieben aber die ganze Zeit ist es nahezu ausschließlich um Verbesserungen für die Nahrungs- und Futtermittelherstellung gegangen. An Pflanzen für die Biomasseproduktion werden jedoch ganz andere Anforderungen gestellt.
  2. Das möglicherweise noch wichtigere Argument ist der Klimawandel. Es ist längst bekannt, dass er nicht aufzuhalten ist, sondern nur mehr sein Ausmaß eingedämmt werden kann. Wir werden daher auf jeden Fall Pflanzenmaterial brauchen, das mit den geänderten Wetterbedingungen fertig wird. Der entscheidende Faktor dabei ist die hohe Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen ablaufen. Ohne ein Prophet sein zu wollen, bin ich überzeugt, dass wir daher auf die grüne Biotechnologie noch angewiesen sein werden. Wer das früher begreift, wird der künftige Branchenleader sein, und wenn der Staat aus Furcht vor kurzfristiger Kritik schon auf diesen Zug nicht aufspringt, so soll er zumindest private Initiativen und vor allem die Forschung nicht behindern, sondern fördern.

Quelle: DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.9.2007

Wir bedanken uns für den Hinweis zur Debatte um eine nachhaltige Entwicklung bei Christian Salmhofer, Klimabündniskoordinator in Kärnten.

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