2007-09-07
„Die Avantgarde isst dort, wo der Papst isst!“
Liebe Freundinnen und Freunde von kärnöl!
Während die, durch den benthamschen Kunstmarkt domestizierte österreichische Avantgarde wahrscheinlich gerade jetzt in Maria Zell mit Benedikt Nr. XVI ein feudales Abendmahl in klassisch kapitalistisch-klerikaler Tradition – d.h. mit Leberknödelsuppe, gefüllten Kapaunen, Sachertorte und bayrischem Weißbier – zelebrieren, darf ich Sie im Namen von kärnöl zur unserer heutigen Veranstaltung im Cafe Platzl recht herzlich willkommen heißen.
Seit mittlerweile acht Jahren präsentiert kärnöl Kultur in der Gesamtheit fast aller Formen der Kunst und des Denkens, diskutiert mit Künstlern, Wissenschaftern und dem Publikum. kärnöl hat es jedoch in diesem Zeitraum vernachlässigt Kunst in einem gesellschaftlichen Zusammenhang entsprechend kritisch zu reflektieren und zu diskutieren.
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kärnöl hat auch diesmal, wie immer Kosten und Mühen gescheut um Ihnen ein intellektuelles und perspektivenreiches Abendmahl vom Feinsten zu servieren. Es bedurfte nur einiger weniger sozialemanzipatorischer Argumente und einer der führenden avantgardistischen Küchenchefs der deutschsprachigen Wertkritik – Stephan Jank - erklärte sich bereit für Sie ein Menü der Kunstkritik zusammenzustellen, in dem nicht der Künstler oder sein Werk fundamental sind, sondern die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen die Künstler jeweils stehen.
Wer Stephan Jank kennt, weiß, dass er im ursprünglichen Sinne der Avantgarde auch heute Abend keine Feindberührung scheuen und sich durch eine sprachliche, oft respektlose Radikalität auszeichnen wird.
Die künstlerische Avantgarde, mit ihrer antibürgerlichen, bewusst provokanten, betont innovativen, sowie stark selbstreflexiv orientierten Kunst existiert nach Auffassung Stephan Jank´s im 21. Jahrhundert nicht mehr:
„Die Avantgarde isst dort, wo der Papst isst!“
Einverleibt vom Kunstmarkt, den gegenwärtig vorherrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen, wird Kunst von ihrer Funktion als Katalysator individueller und gesellschaftlicher Entwicklung entfremdet, ihr kreatives Potential wird nur mehr vernutzt und vermehrwertet.
„Die Avantgarde isst dort, wo der Papst isst!“
Wieso?
Noch wissen wir es nicht. Ich bitte, daher den Referenten - kärnöl Mitbegründer, Mathematiker, Philosoph, Wertkritiker, meinen Freund - Stephan Jank, den ich somit auf das herzlichste Begrüßen darf, mit seinen Ausführungen zu beginnen.
Guten Abend