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2007-08-23 the battle against the Hirn Mein Gott, Walther … (frei nach Mike Krüger) Mit dem vorliegenden Beitrag reagiert der "AK - Gegen den Kärntner Konsens" auf den Beitrag von Walther Schütz Bitte Hirn einschalten ... vom 19. 8. 2007. Dein Text auf der Startseite von www.kaernoel.at kann für uns, als AK – Gegen den kärntner Konsens, aus mehreren Gründen nicht unbeantwortet stehen bleiben. Gerade weil wir an einer konstruktiven, reflektierten Diskussion über die Zustände in Kärnten interessiert sind - wir verstehen diese als Anlass einer nunmehr dreijährigen politischen Arbeit zum Ulrichsbergtreffen – möchten wir die Auseinandersetzung auch mit der kritischen Linken in Österreichs Hügel-und-Seen-Minimundus suchen. Nun machst du es uns nicht gerade leicht, auf deine Kritik einzugehen, versteckt sich diese doch, in einem eigentlich kurzen Text hinter großen und großgeschriebenen Vorwürfen. Also versuchen wir mal die Kritik aus den Vorwürfen zu entblättern, vielleicht legen wir ja dann die "gesamtgesellschaftliche Wurzel" frei, die uns vermutlich übereinstimmend als Grund des Übels gilt. Eine verkürzte Personalisierung dessen was wir als „kärntner Konsens“ erfassen, also konkret die Formulierung „Haider-Land“, hat in einem kurzen Aufruftext, und diesen kritisierst du ja in deinem Artikel, seine volle Berechtigung. Eine Einladung zu einer politischen Diskussionsveranstaltung kann den politischen Austausch und die gewünschte Kontroverse wohl kaum vorwegnehmen. Es ist nur wünschenswert das ein reger, leidenschaftlicher aber auch analytischer Austausch innerhalb politischer Diskussionsveranstaltungen Platz einnimmt, ein Einladungstext zu einer Diskussionveranstaltung ist nicht mehr und nicht weniger als das – ein Kurztext als Einleitung zu einer politischen Debatte. Am Ulrichsberg, zeigt sich für uns des Eisbergs Spitze, als nur eine Erhebung genau des rassistischen, revisionistischen und revanchistischen Deutsch-Kärntnertums, das wir (radikal) angreifen wollen. Gerade in der Ulrichsberggemeinschaft, als für Außenstehende kaum zu durchblickendes Netz von deutsch-tümelnden Heimatverbänden, Landsmannschaften, Vereinen und politischen Parteien, wird schon seit Jahrzehnten unter dem Deckmantel von Kameraden- und Totengedenken, die politische Normalität Kärntens (und Österreichs) ausgehandelt und immer wieder neu konstruiert. Der Ulrichsberg ist damit genau wie Haider- dessen Rolle am U-Berg und in Krumpendorf ja bekannt ist- selbstredend nur ein Ausdruck der rassistsichen und reaktionären Normalität in und um Kärnten. Diskussionen über diese unerträgliche Normalität führen wir seit drei Jahren, nachzulesen in Texten die auf unserer zitierten Homepage und in bisher drei Broschüren erschienen sind. Bei einem, vorausgesetzt etwas genauerem Blick, zu finden unter http://www.u-berg.at/texte/index.htm Nun hast du unsere Homepage ja bereits besucht und bist dabei auf das Logo des Bombe haltenden Häschens gestoßen. Dieses Häschen ist dir Anlass uns ein militaristisches und patriarchales Weltbild vorzuwerfen. Aber pardon – mensch kann Häschen vieles vorwerfen, etwa im Sinne einer kindlichen Bildsprache relativierend zu wirken oder die Karotten-Beete im Garten zu verwüsten – geschenkt - aber um dem Wunsch einer eigenen militaristischen oder auch militanten Bedeutung Ausdruck zu verleihen, nun da drängt sich das Bild eines Hasen nicht gerade auf. In dem Kontext unserer Logos „Hase mit Bombe“ (2006) und „Hase mit Bombe und U-Boot“ (2007) finden mehrere Bezüge Eingang. Der Anspruch den Deutschkärntner-Konsens aus einer offensiven und kämpferischen Position heraus anzugreifen drückt sich im Bild der Bombe aus. Wir wollen an der Realität des Ulrichsbergtreffens in Kärnten nichts kritisieren oder modifizieren, wir stehen diesem Veteranentreffen nicht diskursiv gegenüber – wir wollen, dass Schluss damit ist! Schluss mit einer relativierenden Geschichtschreibung in Österreich, die Opfer von „Krieg und Vertreibung“ stets auf der eigenen Seite sieht, Schluss mit der Selbstverständlichkeit, dass NS-Verbrecher (-Innen) auf allen Ebenen in der 2. Republik Karriere machen konnten ohne das sie je ernsthaft nach ihrem persönlichen Background im Nationalsozialismus gefragt wurden, Schluss mit dem Abfeiern eines militaristischen Kadavergehorsams, der die menschliche Freiheit innerhalb einer Befehlskette ad absurdum führt. Seit 1958 – seit annährend 50 Jahren – werden all diese Bezüge am Ulrichsberg hochgehalten und von Personen geehrt, die selbst den Nationalsozialismus repräsentieren oder sich ihn, als nachgeborene Neo-Nazis, wieder herbeisehnen. Die Wut über diese Jahrzehnte alte Tradition am Berg - als Ausdruck einer gesamtgesellschaftlichen Normalität - diese Wut ist die Bombe. Das Wissen darum, dass diese Normalität so fest verankert und so gut abgesichert ist, beziehen wir selbstredend in unsere Auseinandersetzung mit ein. Eine radikale Diskussion über mögliche Antworten und Aktionen, beruht immer auf der Reflektion der eigenen gesellschaftlichen Bedeutung. Dass wir die Ulrichsberggemeinschaft nicht sprengen oder die Kärntner Verhältnisse emanzipatorisch maßgeblich verändern können ist uns klar. Diese kritische Selbsteinschätzung findet sich in der Bildfläche des „Häschen“, einem lieb-naiv schauenden Viech, das seine subversiven Qualitäten gerade durch die Irritationt der Kombination mit der „Bombe“ entwickelt. Selbstredend ist unsere Stellung im Geschichtsdiskurs Kärntens und Österreichs eher harmlos, unsere Wut über Kärnten und Österreich ist es nicht! Uns hierin die Radikalität abzusprechen ohne eine tiefere Auseinandersetzung erkennbar zu initiieren, ist weder fair noch konstruktiv. Du gehst sogar noch weiter, in dem du uns irgendeiner Form des „Extremismus“ bezichtigst. Das du dich dabei einer Worthülse aus dem Repertoir des staatlichen Gewaltmonopols bedienst, die immer der Entpolitisierung dient, ist dir sicherlich bewusst. Deshalb wirst du wohl auch unseren Ärger über diesen „Extremismusvorwurf“ verstehen. Restlos blieb uns die Spucke weg, als wir lesen mussten, dass wir uns angeblich in eine Tradition mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus stellen würden. Mal außen vor, dass du es unterlässt auszuführen auf welchen Widerstand du dich dabei berufst: wie kommst du drauf, dass wir uns diese Rolle anmaßen würden? Weil wir die hach so militante Ikonographie einer Bombe gewählt haben? Weil wir ein Problem mit Nazis haben? Oder warum? Wir verstehen es wirklich nicht, zum einem weil es unserer Selbsteinschätzung diametral entgegensteht, zum anderen weil du diesen Vorwurf in deinem Text mit keinem Argument belegst. Aus dieser argumentativen Auslassung entwickelst du den Vorwurf, wir würden die Opfer des Nationalsozialismus verhöhnen. An dieser Stelle sprichst du uns direkt an, waren wir vorher für dich eine „Antifa-Gruppe“ werden wir hier zum Subjekt: TrägerInnen eines Irrtums den du meinst bei uns ausgemacht zu haben um ihn als einen der schlimmsten Vorwürfe, nämlich die Opfer des Nationalsozialismus zu verhöhnen, gegen uns zu wenden. Hier scheint es dir nicht mehr um eine politische Auseinandersetzung zu gehen, sondern nur noch darum uns moralisch zu diskreditieren, auf dieser Ebene ist eine politische Diskussion unmöglich. Das von dir genannte Ziel die Wurzeln des Faschismus bekämpfen zu wollen, anstatt sich an den negativen (tagesaktuellen) Ausformungen abzuarbeiten, ist ja schon gut in dem marxschen Grundsatz zusammengefasst, alle Verhältnisse umwerfen zu wollen, in denen der Mensch ein geknechtetes Wesen ist. Insofern ist es immer wichtig die Negativaspekte der bestehenden Ordnung als zusammenhängendes Gesamtverhältnis zu erfassen, welches nur in ihrem allumfassenden Charakter adäquat angegriffen werden kann. Oder um es mit Horkheimer zu sagen: „Wer vom Faschismus spricht, darf vom Kapitalismus nicht schweigen“ (Dialektik der Aufklärung S.155) [Wir brauchen uns auch gar keine Illusionen darüber zu machen, dass die Krisenideologien der Wertgesellschaft – also Rassismus, Sexismus und vor allem Antisemitismus – innerhalb des Kapitalismus bekämpft werden könnten; sind sie doch elementare negative Vergesellschaftungsformen eben dieser Gesellschaft. Nicht zu Unrecht erkannte Sartre 1946, dass „ in einer klassenlosen (...) Gesellschaft (...) der Antisemitismus keinerlei Daseinsgrund mehr besitzen [wird]: man wird seine Wurzeln gekappt haben.“ (Réflexions sur la question juive).] Ziel für die Erreichung einer befreiten Gesellschaft muss also immer die Überwindung des (und nicht das Zurückfallen hinter den) Kapitalismus sein. Doch leider klaffen zwischen Utopie und Realität immense Gräben, und das nicht zuletzt in Kärnten. Natürlich sehen wir die Begrenztheit unserer eigenen Aktionen, wir behaupten ja gar nicht auch nur einen Millimeter näher an die Utopie heranzukommen. Und doch sehen wir es als absolut notwendig an in dieses ungebrochen fortgesetzte Spektakel revisionistischer und revanchistischer Selbstinzenierung zu intervenieren. Selbstverständlich können wir in dem Kontext des Ulrichsbergtreffens nicht die Totalität der Verhältnisse darstellen – ganz ehrlich: es wäre unmöglich und auch schlicht falsch dort mehr hinein zu interpretieren als da wirklich ist: Es ist ein Treffen von Alt- und Neonazis, von RechtstouristInnen und Einheimischen, von Dorfvereinen und dem Bundesheer. Nicht mehr und nicht weniger. Und selbstverständlich kann unsere Waffe der Kritik (die wir durch die schon erwähnte Synthese von Haserl und Bombe unterstreichen) nicht die generelle und absolute Kritik jeglicher Waffen ersetzen (um mal bei Marx zu klauen). Doch gilt es überhaupt ein Mindestmaß an Bewusstsein der Verhältnisse bei den Menschen zu schaffen um überhaupt die minimale Restchance einer progressiven Perspektive aufrechtzuerhalten. Denn nur „das Bewusstsein bestimmt das Sein“ (Hegel), und wo kein Bewusstsein über Missstände herrscht, kann auch kein Widerstand dagegen erwachsen. In diesem Sinne betreiben wir nicht freiwillig Ein-Punkt-Programmatik gegen ein paar alte Kriegsverbrecher, die sich Jahr für Jahr auf einem Berg zum tratschen und trinken treffen. Uns sind die Verstrickungen der Bevölkerung wohl bewusst und wir klammern andere notwendige Bereiche in unseren Broschüren nur ungern aufgrund personellen und strukturellen Mangels aus. Doch der U-berg als symbolischer Angriffspunkt, als Spitze des Eisbergs und als Hort der Täter des größten Zivilisationsbruchs der Geschichte scheint uns dennoch als angemessener und adäquater Angriffspunkt um (immernoch bestehende) eklatante Widersprüche der gegenwärtigen Gesellschaft aufzuzeigen und symbolisch anzugreifen. In diesem Sinne: Antifa heisst Angriff! Der AK - Gegen den kärntner Konsens
Mimenda, 2007-08-24, Nr. 3872 antifa heißt offenbar autodestruktion der restlichen intellektuellenzellen, die ihr euch offenbar weggesoffen oder -gebombt habt.
Walther Schütz, 2007-08-24, Nr. 3874 Nachreichung Zitat zum Extremismusbegriff
eddi benes, 2007-08-25, Nr. 3876 ...ist das jetzt die antwort auf die ausführliche stellungnahme von ak gegen den kärtner konsens?
maya, 2007-08-31, Nr. 3895 dem kann ich nur zustimmen... eine Extremismusbegriff für rechtsextremismus auf eine antifaschistische Gruppe umzulegen geht ja wohl gar nicht! |
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