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2007-04-01

Neuer Themenschwerpunkt auf kärnöl

BILDUNG

Themenschwerpunkt Bildung

EDITORIAL

Was immer der weiße Mann angreift (man beachte den Doppelsinn des Wortes), gerät ihm zur Ware. Am Anfang mag ihm zwar das Wort gewesen sein. Doch das Wort ist Ware geworden. Und bevor nicht auch sein letzter Atemzug am freien Markt gehandelt wird, ist kein Innehalten vorstellbar. Von der Wiege bis zur Bahre - Alles Ware. Die daraus resultierende, mörderische Konkurrenz- und Wachstumslogik dynamisiert sich exponentiell. Der globalisierte, neoliberale Kapitalismus ist keine Abart. Er IST der Kapitalismus. Den Menschen ist das Denken nur noch in der monotonen Warenform möglich. Nichts kann sein, was nicht Ware ist. Global.

Bildung - als Angebot einer lebensbegleitenden Selbstorientierung - lässt sich in der Warenform nicht denken, ist doch erst sie die Bedingung der Möglichkeit der Verweigerung dieser Form. Wer SICH bildet, bildet zugleich eine Bedrohung der Warenform - der einzig herrschenden Form des Denkens. In der totalitären Form der Ware lässt sich Bildung nur als Anpassungsprozess der Menschen an "naturphänomenale", ökonomische Sach(=Waren)zwänge denken. "Die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen" sind die ausschließlichen Akteure auf der gesellschaftlichen Bühne geworden. Und sie sollen es bleiben. Der sich bildende und selbstbestimmt handelnde Mensch ist historisch abzuwickeln. So wollen es die politischen und ökonomischen Eliten. Und so will es auch der gesellschaftliche Mainstream.

Seine Stelle soll ein Mensch einnehmen, der mit seinem Verhalten jene Verhältnisse akzeptiert, die ihn kommandieren. Lebenslänglich soll er sie lernen und flexibel soll er umsetzen, was immer der ökonomische Sachzwang ihm befiehlt. International standardisiert und gebenchmarkt soll nicht er SICH bilden, sondern soll er gebildet WERDEN. "Schul- und Leistungsqualität" sollen gesichert werden durch standiges Evaluieren und ununterbrochenes Monitoring von Lehrern und Schülern, damit gehandelt werden kann, was vor kurzem noch selbst gehandelt hat. Total(itär)es Qualitätsmanagement (TQM) soll eingeführt werden in die Schule (=Menschenfabrik) der Zukunkft.

Die Frage, ob wir eine solche Schule in der Zukunft wollen, stellt sich dabei gar nicht. Sie ist an vielen Stellen bereits da bzw. wird dort, wo sie noch nicht ist, demnächst sein. Niemand muss dafür noch mobilisiert werden. Wir alle wollen es so.

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diana, 2007-04-02, Nr. 3504

was nützt bildung ohne erziehung?

was nützt ein tolles schulsystem :

-wenn zu hause die kinder geprügelt werden
-wenn die eltern lieber saufen und TV schauen
-etc etc etc

Stephan Jank, 2007-04-02, Nr. 3505

Liebe Diana,

ich glaube mit der Frage nach dem Nutzen verharren wir waidwund genau in dem (im Editorial) angesprochenen warenförmigen Denken. Die Frage nach dem Nutzen einer Sache birgt doch immer auch den Anspruch auf Be- und Vernutzung derselben. Sie ist damit gewissermaßen die Frage des Konsumenten. Und im Fall des Bildungssystems deliriert sich ja die österreichische Industrie geradezu in die Rolle dieses Konsumenten in der Hoffnung auf möglichst nutzbringende Verwurstung des Humankapitals am Standort. Deshalb ist es ja genau das nutzlose Bildungssystem, das nicht sein soll, weil nicht sein darf, was ohne Nutzen ist für seinen Konsumenten.

Wenn ein menschengerechtes Bildungssystem jemals denkbar werden soll, dann müssen wir genau diesen. seinen Nutzen dekonstruieren. Nutzlos muss es sein, wenn es je zur Bedingung der Möglichkeit eines guten Lebens für alle werden soll. Nur ein, in diesem Sinne nutzloses Bildungssystem kann Eltern hervorbringen, die ihre Kinder nicht schlagen, weil (oder obwohl) sie betrunken in die Röhre glotzen.

Mimenda, 2007-04-03, Nr. 3506

@diana,
wo er recht hat, der stephan, hat er recht, obwohl gerade auch dies ihm und uns auch nichts weiter nützt :-)

diana, 2007-04-03, Nr. 3507

natürlich bin ich auch für ein menschengerechtes bildungssystem
ich bin mir aber nicht sicher, ob dies „alleine“ genügen wird
zuerst müssen sich die menschen doch ihrer eigenen muster bewusst werden, erst dann kann man über schulische bildung nachdenken.
denken wir an ein misshandeltes kind:
es besucht eine „menschengerechte schule“, wo es gefördert wird etc.
zu hause muss dieses kind vom „gerechten“ wieder ins „ungerechte“ zurück springen.da sehe ich keine lösungsansätze, die kinder sind in der obhut ihrer eltern wieder alleine oder dieser obhut ausgeliefert
die hoffnung von starken eltern, welche ein „nutzloses bildungssystem“ hervorbringt, würde meiner meinung nach nur funktionieren:
wenn dieses „bildungssystem“ bereits nach der geburt eines kindes zum tragen kommt. da hat die psychotherapie großen handlungsbedarf

steiten wir uns nicht über wörter wie: nutzen-konsumieren-schuld-------
wir müssen noch tiefer blicken
manche wagen es
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