2007-02-20
Geht's der Wirtschaft gut, ...
... geht's uns allen (noch) gut?
Es ist beruhigend, wenn man von den vielen Erfolgen unserer Wirtschaft liest. Wenn die tüchtigen Kaufleute wieder Steigerungen in allen Bereichen melden können. Wenn das Wirtschaftswachstum wieder die 2%-Marke überschreitet und wenn die Jugendarbeitslosigkeit auf ein geradezu erträgliches Niveau sinkt. Aber nicht nur die allgemeinen Konjunkturdaten weisen nach oben! Auch beim einzelnen Diskonter geht's aufwärts. So berichtet uns etwa die
kik Texitlien und Non-Food GmbH auf
www.kik-textilien.de von ihrer unglaublichen Geschichte in den letzten 3 Jahren.
2004 |
Ab 01.05.2004 feiert KiK 10-jähriges Firmenjubiläum! Zum 01.07.04 kickt KiK als offizieller Hauptsponsor von Werder Bremen wieder in der ersten Bundesliga. |
2005 |
Aufgrund der starken Expansion mit über 300 Neueröffnungen pro Jahr beginnt KiK Anfang 2005 mit der Erweiterung der Europazentrale sowie des Logistikzentrums, um den Bedarf nach weiteren KiK’s gerecht zu werden. |
2006 |
Frau Mechthild Gottkehaskamp wird zur Geschäftsführerin Einkauf bestellt. Die Erweiterung der Europazentrale und des Logistikzentrums ist abgeschlossen. Am 16.02.2006 feiert KiK die 2.000ste Filiale in Hamburg. |
Ausblick |
Slowenien wird als neuer europäischer Markt in die Expansionsplanung aufgenommen. Das nächste Ziel ist klar definiert: Verdichtung des Filialnetzes auf 3.000 Filialen und Expansion auf weitere internationale Märkte. |
Firmenbericht der kik Texitlien und Non-Food GmbH
Bei so viel Erfolg geht's dann natürlich allen gut. Der Mechthild Gottkehaskamp geht's gut und wahrscheinlich geht's auch dem Steuerberater der kik Texitlien und Non-Food GmbH gut. Und gut geht's natürlich auch den Mitarbeitern der kik Texitlien und Non-Food GmbH. Gerade den Mitarbeitern muss es so gut gehen, dass man Andreas Fillei, den Spitzenkandidaten für die Betriebsratswahl 2 Tage nach Ausschreibung dieser Wahl ohne Angabe von Gründen fristlos entlassen hat. Konsequenterweise hat man ihm auch zur gleichen Zeit ein Hausverbot für alle kik-Filiialen erteilt.
Wozu auch Betriebsräte? Wo's uns allen doch so gut geht!
Jetzt könnte ich natürlich alle einladen, auf
www.gpa-djp.at gegen die Entlassung von Andreas Fillei zu protestieren. Man kann dort ein entsprechendes Protestmail an die Firma absenden.
Aber warum sollte ich das tun?
Damit Andreas Fillei wieder eingestellt wird bei der kik Texitlien und Non-Food GmbH? Als Kandidat für die Betriebsratswahl? Damit er (wie seine Betriebsratskollegen in allen anderen Fraktionen) nach weiterer Sicherung DIESER Arbeitsplätze winseln kann? Damit diese Bettelei für kollektivvertragliche 800,- oder 900,- Euro netto für ein Normalarbeitsverhätnis weitergeht? Damit weiter dafür gekämpft wird, dass Menschen unter solchen (kik)-Regimes ihre Identität als (wert?)volle Mitglieder unserer Gesellschaft finden können? Damit weiter dafür gesorgt wird, dass ARBEIT frei macht?
Ich werde niemanden einladen zu diesem Trip ins Arbeits-Irrenhaus. Vielmehr frage ich: Warum fordert niemand auf dieser Welt, was eigentlich zu fordern wäre: Die bedingungslose und sofortige Liquidation von Unternehmen, die sich gegen die Einsetzung und/oder den (Fort)Bestand von Betriebsräten de jure (oder schlimmer) de facto zur Wehr setzen.
Warum fordern wir nicht deren Liquidation? Die unsere fordern sie (im Bedarfsfall) schon lange.
Links zum Thema
news.glb.at
logo.kpoe.at
derstandard.at
Mimenda, 2007-02-20, Nr. 3385
ich wundere mich, dass man leute, die auf der wahlliste des betriebsrats stehen, entlassen kann. meines wissens genießen die in D kündigungsschütz, sobald sie aufgestellt sind.
dafür gibts in D keine kollektivverträge, aber ich habe am wochenende mit einer studierten sozialpädagogin gesprochen, die auch nur 800 netto verdient. weswegen mir die idee des kollektivvertrags eigentlich besser scheint als die des mindestlohns.
rVk, 2007-02-21, Nr. 3389
Lieber Mimenda!
Du hast recht. Auch in Österreich genießen Menschen, die auf einer Liste zum Betriebsrat kandidieren, besonderen Kündigungsschutz. Allerdings, so entnehme ich es den Medien, wurde Herr Fillej fristlos entlassen. Was natürlich einen Riesenunterschied ausmacht. In Österreich.
Das heisst, die Kik-Leute wollen dem Herrn Fillej echt am Zeug flicken. Und somit natürlich auch für andere potentielle Kandidaten zum Betriebsrat ein abschreckendes Zeichen setzen. Das scheint mir der Hintergrund.
Um sich dazu näher äussern zu können, müsste man allerdings den Fall und die Unterlagen genauer kennen.
LG
rVk