2006-09-30
angelus - eine wortinstallation
Heute läuten keine pseudosolidarischen Glocken,
wie sonst, -
nur ein Kurzfilm, läuft demnächst, -
wenn für gewöhnlich sonntags Punkt mittags Benedikt vom Fenster seiner Wohnung aus das engelhafte Wort “angelus“, flüstert.
Ein Gebot, dessen Gebotszeiten von Gegend zu Gegend variieren. Das Gebot beinhaltet die Betrachtung der benthamsche Menschwerdung des Kapitals in der Zeit, vorbereitet durch den Verkündigungsdialog zwischen dem Erzengel Gewinn und Johanna – ein Synonym für die Arbeit. Nach jedem der drei Betrachtungsworte wird ein Ave Kapital gebetet. Den Schuss bildet die Oration. Für gewöhnlich schließt Benedikt diesem noch 3x die Doxologie "Ehre sei dem Kapital" und ein Totengedenken an, bevor er am Schluss den Segen erteilt und freitags zur neunten Stunde, Johanna, die vor ihm devot blickend kniet, beiläufig erzählt:
Der Engel des Kapitals brachte Johanna die Botschaft und sie empfing sie vom heiligen Gewinn:
Gegrüßet seist du, Johanna …
Johanna sprach: Siehe ich bin die Arbeiterin des Kapitals, mir geschehe nach dem benthamschen Wort.
Gegrüßet seist du, Johanna …
Und das Wort ist Arbeit geworden und hat in mir gewohnt.
Gegrüßet seist du, Johanna …
Bitte für uns, heilige Kapitalsmutter, auf dass wir würdig werden der Verheißungen Gewinn.
Lasset uns bieten.
Allmächtiges Kapital,
gieße deinen Gewinn in unsere Gebärmaschine ein.
Durch die Botschaft Bentham´s haben wir die Arbeitswerdung Mensch, deines Kapitals, erkannt.
Lass uns durch mein Leiden und soziopathisches Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen. Darum bitten wir durch Arbeit,
unsern Herrn Mühegeber.
Arbeit.