2006-08-22
ABSTRAKT
Neue Abstraktion
Im Grunde genommen sind alle Bilder abstrakt.
Wie abstrakt ein Bild wirkt, hängt immer von der Distanz des Betrachters ab:
Ein figürlich gemaltes Bild wird ab einer gewissen weiten Entfernung zu einer Ansammlung von impressionistischen Farbfeldern und in mikroskopischer Nähe zu kleineren und größeren Häufchen von Farbpigmenten. Nur die „richtige“ Distanz lässt im Betrachter die Illusion von Figuren und Landschaften entstehen.
Wenn es aber nun von der Distanz des Betrachters abhängt, ob ein Bild abstrakt ist, dann hängt es auch von dessen autonomer Entscheidung ab, in welchem Grad für ihn ein Bild abstrakt ist. Dass auch eine umgekehrte Betrachtungsweise möglich ist, zeigt Leonardo da Vincis Diktum, dass in Farbflecken auf alten Wänden stets auch Gegenständliches zuerkennen sei.
Im Grunde genommen waren alle Bilder schon immer auch abstrakt.
Jeder Maler weiß beim Auftrag kleinster Farbteile auf eine Fläche, wie sehr er sich stets im Bereich der Abstraktion befindet. Diese strukturelle Bewusstsein existiert schon seit den Anfängen der Malerei und führte im 20. Jahrhundert dazu, dieser „immerwährenden Unterströmung“ zu einem autonomen Status im Bereich der Bilderwelt zu verhelfen. Die abstrakte Kunst war geboren. Auf Grund der oben ausgeführten Analyse wird erkennbar, dass es der abstrakten Kunst eigen ist, sehr individuell zu sein, so dass es hier als schwierig bis fast unmöglich erscheint, hier von Strömungen oder gar von Weiterentwicklungen zu sprechen.
Die zwei Künstler von S.E.N.F. Andreas Kunzmann und Klaus Sinowatz
haben sich mit ihren Bildern auf das ewige Experimentierfeld der abstrakten Kunst begeben, um mit modernen technischen Mitteln und bisher ungenutzter Ikongraphie dieser Sparte der Kunst neuen Geist einzuhauchen.
Dabei erzeugen Kunzmann und Sinowatz ihre Bilder nicht mehr mit den traditionellen Mitteln der Malerei, sondern setzen Computergraphik, Filter, Schablonen und Sprayfarben ein, um der Frage nachzugehen „Was ist abstrakt?“
Es liegt wohl auch am Einsatz neuer Mittel und Methoden, dass sie dabei im Vergleich zu bisheriger abstrakter Kunst zu durchaus unerwarteten Ergebnissen gelangen.