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2006-04-24 Alois Maier-Kaibitsch Die Personifikation der Unterdrückung der Kärntner Slowenen. Teilwiedergabe eines Berichtes von Alfred Elste in: Eine ausschlaggebende Rolle für die Breitenwirksamkeit deutschnationaler und antislawischer Denkhaltungen in Kärnten nahm der 1891 in Leoben geborene, gelernte Forstmann Alois Maier-Kaibitsch ein. Jahrzehntelang war er Triebfeder der organisierten slowenenfeindlichen Tätigkeit in Kärnten. Der kommunistische "Volkswille" urteilte 1947: "Maier-Kaibitsch ist die Personifikation der gesamten großdeutschen chauvinistischen Unterdrückung der Kärntner Slowenen, der diese seit Jahrzehnten unterworfen waren und die in den Bedingungen des Nazifaschismus zum brutalen Ausrottungsversuch der Kärntner Slowenen führte." Der Sohn eines Fleischhauermeisters und Hausbesitzers besuchte in seinem Geburtsort die Volksschule; danach, seinen Angaben zufolge, fünf Klassen Gymnasium. im Jahr 1912 beendete er seine schulische Ausbildung mit dem Abschluss an der Höheren Forstlehranstalt in Bruck an der Mur. Von 1912 bis 1913 war Maier-Kaibitsch beim Infanterie-Regiment Nr. 7 in Klagenfurt als Einjährigfreiwilliger eingerückt. Bis zum Kriegsausbruch 1914 arbeitete er als Forstassistent in Leoben und wurde im Zuge der Mobilmachung als Reservefeldwebel-Kadettaspirant in sein Stammregiment aktiviert. Laut seinen biographischen Aufzeichnungen verlief die soldatische Karriere in den Bahnen eines „Unterführers“. Maier-Kaibitsch verwies auf 34 Monate Frontdienstzeit und auf Beförderungen bis zum Oberleutnant. Nach dem Zusammenbruch 1918 kehrte er nicht in seinen Beruf zurück. Er „verzichtete“ auf die Zivilstellung und nahm mit seiner anscheinend „intakt gebliebenen Kompanie“ an den Kärntner Abwehrkämpfen teil. Wir leben in einem Grenzland, in dessen südlichem Teil der Kampf für Volkstum und Heimat unentwegt weitergeht. Die Erfahrungen von Krieg und Nachkriegswirren prägten seine politische Sozialisation. Unermüdlich agitierte er zunächst als stellvertretender Geschäftsführer des Kärntner Heimatdienstes bei den Vorarbeiten zur Volksabstimmung 1920. Im Jahr 1921 übernahm er definitiv die Geschäftsführung einer jener deutschnationalen Organisationen, die - 1924 in Kärntner Heimatbund umbenannt - eindeutig auf Assimilierung der Kärntner Slowenen hin orientiert waren und die slowenische Volksgruppe zu dezimieren trachteten. Maier-Kaibitsch war kein gewöhnlicher Protagonist des Kärntner Heimatbundes. Er war der Verantwortliche für die deutschnationale Slowenenpolitik der zwanziger und dreißiger Jahre. und er verantwortete die "massive Eindeutschungspolitik“ der Nationalsozialisten, wie die Aussiedlung slowenischer Familien aus Kärnten im Jahr l942." Offiziell wollte der Heimatbund „über die Einheit des Landes wachen, den Ausgleich der beiden Volkstümer des Landes fördern und die kulturellen und wirtschaftlichen Bedürfnisse des gemischtsprachigen Kärntens verwirklichen“. Was oberflächlich als Akt der Versöhnung, des suchenden Ausgleichs zwischen deutschkärntner Mehrheit und slowenischer Minderheit interpretiert werden könnte, war in der Realität Entnationalisierunspolitik. Maier-Kaibitsch ging nicht nur mit großer organisatorischer Energie ans Werk, sondern auch mit taktischem Geschick, zumal er eng vertraut war mit den Stimmungen und den Ressentiments der Bevölkerung im gemischtsprachigen Gebiet. Zunächst wurde ein Organisationsnetz über dieses Gebiet gelegt, das der deutschnationalen Agitation und Propaganda und bald auch dem Ziel der Unterwanderung und Einflusssteigerung in den bestehenden deutschnationalen Verbänden diente. Maier-Kaibitsch forderte die Verschränkung von Heimatbund, Deutschem Schulverein und lokalem Vereinswesen. Feuerwehren, Gesangsvereine, Turn- und Schützenvereine sollten die völkische Plattform erweitern. Monomanisch verteidigte er seine Arbeit im Dienste des deutschen Volkstums: „Wir stehen in Kärnten auf einem Posten, der sehr verantwortungsvoll ist, denn wir leben in einem Grenzland, in dessen südlichem Teil der Kampf für Volkstum und Heimat unentwegt und unvermindert weitergeht.“ Sein Engagement in der NSDAP entspricht dem Weg des unentbehrlichen Sekundanten. Sukzessiv wandelte sich der Kärntner Heimatbund unter seiner Federführung zu einem Instrument repressiver Germanisierungspolitik. Vor allem durch die Eingliederung der Kärntner Bodenvermittlungstelle in den Kärntner Heimatbund fand Maier-Kaibitsch ein weiteres Werkzeug zur Umsetzung deutschnationaler Interessen. Bis zum Jahr 1933 gelang es der Bodenvermittlungsstelle 196 slowenische Betriebe mit rund 4.500 ha Boden in „heimattreue, deutsche“ Hände zu bringen, wobei völkisch besonders „gefestigten Grenzland- und Reichsdeutschen der Vorzug“ gegeben wurde. Diese Form der Germanisierung erklärte er dahingehend, dass dem „Vordringen der Laibach-orientierten naionalen Slowenen durch deutsche Schutz- und Kulturarbeit“ entgegengetreten werden musste. Parteipolitisch war das Fundament des völkischen Aktivisten die Großdeutsche Volkspartei. Gesichert ist, dass Maier-Kaibitsch am 1. Januar 1934 der NSDAP beitrat. Seine Aufnahme wurde jedoch erst am 1. Mai 1938 mit der Mitgliedsnummer 6.138.202 aus dem illegalen Nummernblock bestätigt, weil in der Verbotszeit aus organisatorischen Gründen keine Nummernzuteilung erfolgte. Fest steht auch seine Anerkennung als „Alter Kämpfer“. Hingegen behauptete Maier-Kaibitsch im Nachkriegsprozess, dass er die Angaben im NS-Personal-Fragebogen auf Anraten des Gaupersonalamtleiters Prokopp in falscher Weise gemacht habe, „damit es besser aussah, als er als nationalsozialistischer Landesrat am 13. März 1938 in die NS-Landesregierung eintrat. Überhaupt stellte er seine Verbindungen zur NSDAP in einem anderen Licht dar und versuchte Glauben zu machen, dass „frühere Verbindungen mit der NSDAP nur zu dem Zwecke geschahen, um deren Stimmung und Meinung zu erforschen“. Maier-Kaibitsch unterhielt Kontakte zur NSDAP seit 1933, die nichts mit Stimmungs- und Meinungsforschung oder Beeinflussung zu tun hatten. Vielmehr arbeitete er der Partei in die Hand. Zunächst machte Maier-Kaibitsch vor der Aberkennung der NS-Landtagsmandate im Juni 1933 in NS-Kreisen von sich reden, als er sich über das Verhalten der slowenischen Landtagsabgeordneten zu orientieren suchte. Die Stimmen der beiden slowenischen Abgeordneten wurden von den Nationalsozialisten benötigt, als die NS-Mandate für verfallen erklärt werden sollten. Um sie auf ihre Seite zu ziehen waren die Nationalsozialisten sogar bereit, als Gegenleistung der Abtretung des „Abstimmungsgebietes A“ an Jugoslawien zuzustimmen. Diese beiden Stimmen entschieden, ob die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Landtag erreicht oder verfehlt wurde. Sein Engagement in der NSDAP entspricht dem Weg des unentbehrlichen Sekundanten. Zum einen war er Konfident der Gauleitung. zum anderen konnte die NS-Führung über seine Person indirekt Einfluss auf die Landesregierung ausüben, zumal ihn Dr. Arnold Sucher, Landesführer der Vaterländischen Front und ab November 1936 Landeshauptmann von Kärnten, als Exponenten der nationalen Richtung in den Beirat der Landesführung der Vaterländischen Front holte. Ab 1936 strukturierte er in seiner Funktion als Nationalpolitischer Referent für das gemischtsprachige Gebiet bei der Gauleitung der NSDAP Kärnten den Kärntner Heimatbund im ehemaligen Abstimmungsgebiet in eine vom „nationalsozialistischen Geist“ getragene Organisation um. Dadurch wurde der Kärntner Heimatbund zum Aufangbecken der illegalen NS-Formation, die auf diese Weise ihre Tarnung bekamen. Im "rassischen Gesamtbild" wurde auf seine sehr gute Erscheinung mit starkem „nordischen Einschlag“ verwiesen. Das Ausmaß seiner nationalsozialistischen Mobilität referierten Parteiprotagonisten: Globocnik zeichnete das Bild vom „jederzeit bereitwilligen Helfer“, vom „wertvollen politischen Berater“. Seine „ungemein fruchtbringende Kleinarbeit“ leistete er bei der Abwicklung der Kreditaktion der Landesleitung München, bei den Geldüberweisungen und –Verteilungen der Bauernhilfe und Bauernberatung, bei der Intervention für verhaftete Nationalsozialisten, beim „Juliaufstand“ und im „Nachrichtenwesen“. Rainer bezeichnete ihn als „wichtigsten geheimen Mitarbeiter“ und als Mann auf „vorgeschobenem Posten“ in elementarer Schlüsselstellung für die Partei, die er „restlos, ausschließlich treu und diszipliniert für den Nationalsozialismus und für unseren illegalen Kampf nützte“. Als „national wertvolle Kraft“ war Maier-Kaibitsch aktiv an der „Überwindung des Systems“ beteiligt. Dementsprechend fand er Berücksichtigung auf der von Friedrich Perkonig projektierten NS-Regierungsliste. Im nationalsozialistischen Kärnten häufte Maier-Kaibitsch Schlüsselpositionen an. 1939 listete er unbescheiden seine Funktionsvielfalt auf: Leiter der Volkstumsstelle bei der Landeshauptmannschaft Kärnten, Sonderbeauftragter der Gauleitung für die nationalpolitischen Fragen des gemischtsprachigen Gebietes, Beauftragter der Volksdeutschen Mittelstelle für Kärnten, Beauftragter für außenpolitische Fragen für Kärnten der Dienststelle Ribbentrop, Landesverbandsführer des Verbandes für das Deutschtum im Ausland, Mitglied des agrarpolitischen Amtes. Als Deutscher arischer Abstammung, keiner Freimaurerloge und keinem Geheimbunde angehörend, entsprach er den vom SS-Orden geforderten Leitbild vom nordischen Menschen. Im "rassischen Gesamtbild" wurde auf seine „sehr gute Erscheinung mit starkem nordischen Einschlag“ verwiesen. Zu den Charaktereigenschaften attestierte die befasste Dienststelle: „Ehrlich, offen, zielsicher“. Dementsprechend fiel die Gesamtbeurteilung aus: "Die jederzeit gute Haltung, ehemaliger Offizier‚ das vorbehaltlose Eintreten für die NSDAP in der Verbotszeit und die jetzige Stellung als Landesrat geben die Sicherheit für einen sehr guten SS-Führer." Als die Beförderungen anlässlich des Reichsparteitages bevorstanden, sollte Maier-Kaibitsch in der SS-Hierarchie nach oben klettern. Ob seines Ansehens in der Partei wie in der SS und ob der Wichtigkeit seines Sachgebietes - „Betreuung und Bearbeitung des gemischtsprachigen Gebietes“ - wurde um rasche Beförderung gebeten. Am 10. September 1939 rückte er denn auch zum SS-Obersturmbannführer auf. Im Januar 1940 wurde seine Versetzung zum Sicherheitsdienst abgewickelt. Zwei Jahre später, im April 1942, erlangte er den Rang eines SS-Standartenführers. Aufgrund von „Rassemerkmalen und politischen Gutachten“ hätten weitere 50.000 Österreicher ihre Heimat verlassen sollen. 1938 erfolgte die Zentralisierung der Slowenenfrage in Klagenfurt, und Maier-Kaibitsch wurde als Leiter in der hiezu am eingerichteten Volkstumsstelle zur Behandlung der Volkstumsfragen und in die geplante „Endlösung“ der Kärntner Slowenen eingebunden. Bereits am 4. August 1938 setzte er erste Maßnahmen. Maier-Kaibitsch berief die Vertreter des Slowenischen Kulturverbandes zu sich, machte diesen die „neue Lage unmißverständlich klar“ und drohte, falls sie ihren Standpunkt nicht aufgeben wollten, mit der Liquidierung des in seinen Augen „chauvinistischen Slowenentums“. Mit dem Überfall auf Jugoslawien im April 1941 waren in der NS-Slowenenpolitik auch die letzten außenpolitischen Rücksichten vom Tisch gewischt. Die Vertreibungen, die bald nach der Okkupation in Oberkrain und der Untersteiermark einsetzten, fanden im April 1942 auch in Kärnten statt. Anlässlich der Tagung des Gauamtes für Volkstumsfragen am 10. Juli 1942 bekannte Maier-Kaibitsch mit Blick auf die Vertreibungen der Slowenen in Kärnten: „Die Ereignisse auf dem Balkan geben uns die Handhabe im Gebiet nördlich der Karawanken mit der sogenannten slowenischen Minderheit Schluss zu machen.“ Im Nachkriegsprozeß wurde Maier-Kaibitsch am 31. Oktober 1947 vor allem wegen des Verbrechens nach § 5 a des Kriegsverbrechergesetzes, also wegen der Vertreibung von Slowenen aus ihrer Heimat, angeklagt, schuldig gesprochen und zu lebenslangem schweren Kerker verurteilt. Wie der Beschuldigtenvernehmung vom 14. Oktober 1947 zu entnehmen ist, bestand die Absicht, aus Südkärnten, - damit ist die Oberkrain und das Mießtal gemeint - insgesamt 100.000 Slowenen zu deportieren, von denen tatsächlich 2.500, im wesentlichen die gesamte Intelligenz, deportiert wurden, während für Kärnten laut Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes die Deportation von 200 bis 250 slowenischen Familien vorgesehen war. Tatsächlich sind 168 Kärntner slowenische Familien ausgesiedelt worden. Aufgrund von „Rassemerkmalen und politischen Gutachten“ hätten weitere rund 50.000 Osterreicher ihre Heimat verlassen sollen. Auch fürderhin werden unsere Landsleute dieses Mannes gedenken, der aus grenzenloser Liebe zur Heimat den harten Leidensweg ging. In seiner Verteidigung wollte Maier-Kaibitsch aus „ethischen Gründen“ gegen die „Umsiedlungen“ aufgetreten sein. „Es wird niemand in Kärnten sagen können, dass ich nur einmal eine harte Maßnahme befürwortet habe. Ich habe nach der Aussiedlung immer erklärt: „Ich bin nicht schuld daran, wenn es nach mir gegangen wäre, wäre keinem etwas genommen worden, sondern jedem noch etwas gegeben worden. Auf die Anklage machte Maier-Kaibitsch keinen günstigen Eindruck, da er jedes Verschulden zunächst bestritt und erst nach Vorhalt von nicht mehr wegzuleugnenden Tatsachen die stereotypen Ausreden gebrauchte wie „die Leute müssen sich irren“ oder „den Sachverhalt vergessen“ haben. Im Jahr 1956 wurde Maier-Kaibitsch krankheitsbedingt aus der Haft entlassen und verstarb zwei Jahre später. Nach seinem Tod fanden sich Apologeten, die seine Germanisierungspolitik und seinen „Einsatz“ - letztlich im Dienst der NSDAP - relativierten. Und der Kärntner Heimatdienst bekannte 1959: „Alois Maier-Kaibitsch hat sein Denkmal in den Herzen der Kärntner. Wenn alljährlich am 10. Oktober von den Bergen die Feuer der Freiheit leuchten, werden auch fürderhin unsere Landsleute dieses Mannes gedenken, der aus grenzenloser Liebe zur Heimat den harten Leidensweg ging.“
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