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2006-01-06 In der Falle
Tanja Ostojic, o. T. 2004 Die in Berlin lebende Künstlerin Tanja Ostojic (Jahrgang 1972) zeigt den Unterleib einer Frau. Anders aber, als im Original, sieht man das Geschlecht nicht. Situationistische Performances eröffnen Blicke auf die Welt des Profanen, die durch Politik und Humor definiert sind. Ziel ist es, diese Bilder innerhalb von zeitgenössischen Geschichten kontroversieller kultureller Räume zu verorten. Es spielt sich eine Menge ab zwischen Tanja Ostojic' Beinen, dem Ort, den sie als Ausgangspunkt benutzt, um sich mit gesellschaftlichen Strukturen und Machtverhältnissen auseinanderzusetzen (Pressetexte von "Camera Austria")
Gustave Courbet, L'Origine du monde („Der Ursprung der Welt“) - Musée d'Orsay, Paris, 1866 (Quelle : Wikipedia) Bekanntlich gibt es über tausend Definitionen von Kunst, und ein kleinster gemeinsamer Nenner sagt: Kunst ist das, was von den Mitgliedern der Institution Kunst als Kunst ausgewiesen wird. Die Verweigerung einer endgültigen Definition garaniert der Kunst ihr Weiterbestehen. Wenn Kunst für die Welt Autorität sein will, wird sie in die unglückliche Alternative von Affirmation oder Kritik gedrängt, und ihre Werke polarisieren. Einerseits wollen sich Menschen an Kunst erbauen, andererseits soll sie Bewusstwerdungsprozesse in Gang setzen und wird zur ästhetischen Erziehung des Menschen. Je stärker im 20. Jahrhundert das Hintergrundrauschen technischer und kommerzieller Herkunft wird, desto pointierter und profilierter treten Künstler mit ihren Werken in der Öffentlichkeit auf bis zum "Kunstterror" eines Wiener Aktionismus (vgl. Florian Rötzer, Inszenierung von Aufmerksamkeitsfallen. Ästhetik in der Informationsgesellschaft, in: Kunstforum 148, S 53-75, Ruppichteroth 1999). Um Aufmerksamkeit zu erregen, um zwischen Irritation und Langeweile, die der kanadische Verhaltensforscher Daniel E. Berlyne als wesentliche Emotionen für unser Wahrnehmungsverhalten erkannt hat, Fuß zu fassen, halten sich Künstler an zwei Strategien: "...wenn die Auslösung von Gefühlen wirklich wesentliches Moment des ästhetischen Prozesses ist, ergibt sich die Frage, auf welche Weise sie sich am nachhaltigsten erreichen lässt. Da sich Emotionen (noch) nicht direkt hervorbringen lassen, bedient sich der Künstler zweier indirekter Methoden. Die erste ist die Auslösung durch Assoziationen: Werden mit Hilfe von Bild, Text oder auch auf irgendwelchen anderen Wegen Vorstellungen von Situationen ausgedrückt, auf die wir reflexartig- durch emotionale Regungen antworten, dann braucht man nur entsprechende Bilder, Worte, Klänge und dergleichen anbieten, um ein entsprechendes Echo im Adressaten hervorzubringen. Zweitens kann man die Datenstruktur so aufbereiten, dass es genau zu jener gut gelingenden Informationsaufnahme kommt, die zwischen Irritation und Langeweile liegt und somit die damit verbundenen positiven Gefühlseindrücke aktiviert."
vergleiche: Herbert W. Franke Da wir angenehme Emotionen möglichst oft und intensiv erleben wollen und unangenehme vermeiden, reagieren wir auch entsprechend auf Angebote der Kunst. Und wenn sich Künstler in Randgebiete begeben, entfacht das eine rege Kunstdiskussion. Es geht dann um die Kunstförderung und neuerdings unterscheiden Politiker wieder zwischen politischen Stellungnahmen und Kunst, als ob Kunst je unpolitisch gewesen wäre. Dass diesmal Vertreter der SPÖ in die Falle tappen, zeigt, wie wenig die Politiker von garantierten Freiheiten halten, wenn es um einige wenige Stimmen geht. 1908 fanden sie beim niederösterreichischen Willendorf die kleine Kalksteinfrau, sie soll zwischen 20 000 und 30 000 Jahre alt sein. Keine Zeit angesichts einiger Millionen Jahre menschlicher Vergangenheit. Heute steht die Dame neben dem ältesten österreichischen Kunstwerk, der 32 000 jährigen Fanny vom Galgenberg bezeichnender Weise im Fossiliensaal der Franz Stephan von Lothringen und Maria Theresia Gründung, im Naturhistorischen Museum, Wien, Burgring 7. Vielleicht waren die Produzenten damals selbst Frauen und haben die Dinger für Frauen oder den weiblichen Anteil in uns gemacht. Alles gebärend und (Mutter Erde) auch wieder verschlingend. Die Figurinen sollen rund ums Feuer aufgestellt gewesen sein, und die Hüter des Feuers sind die Hüter des Lebens. Wenn man die Sexualität jetzt bald aussparen wird können, werfen wir halt noch einmal einen nostalgischen Blick zurück. Ist Weiblichkeit etwa typisch europäisch, geht es hier nicht um Entwicklungen rund um den Erdball durch die Zeiten, geht es hier nicht um das Überleben der Menschheit? Inter faeces et urinam nascimur. Dieser Satz gefiel Sigmund Freud und steht meines Wissens auch über dem Eingang des Paradieses von Cornelius Kolig. Europa wird eine Frau gewesen sein.
Juergen Teller, 2007-04-12, Nr. 3563 Bei female sieht man bis in die Gebärmutter!
alexander freitag, 2007-04-12, Nr. 3564 hey jürgen, soll ich dich würgen?
Jürgen Teller, 2007-04-12, Nr. 3565 Alex,
freitag alex, 2007-04-12, Nr. 3566 lieber schnaufen statt saufen
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