| 2005-12-20 Standortvorteil Lederhose Praktisches zu einem liberalen Rülpser
Marktchance für heimische Bergbauern: Samenspender! Klarer Standortvorteil: Die alpine Lederhose.
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Anläßlich des Endes der WTO-Konferenz in Hongkong ging dem Kleine Zeitung Autor Johannes Kübeck gestern, am 19. Dezember 2005, der liberale Gaul durch. So phantasiert er beispielsweise mitten in seiner Lobpreisung des existentiellen (aber bitte, bitte fair bleiben!) Wettbewerbs am freien Markt:
"Es kann auch nicht das einzige Los der österreichischen Bergbauern sein, den Reichtum ihres Bodens, ihres Umfeldes im Herzen Europas und ihres Könnens und ihrer Tradition hauptsächlich dazu zu nützen, Milch an eine Molkerei zu liefern. Solche Voraussetzungen geben die Freiheit auch für andere existenzielle Möglichkeiten. Voraussetzung dafür ist die Erkenntnis, dass das Werkzeug für das Erringen jeder Freiheit der Wettbewerb ist."
Dazu haben wir natürlich einen passenden praktischen Tipp für alle unsere heimischen Bergbauern, die nach Ansicht Kübecks in einen existentiellen (aber bitte, bitte fair bleiben) Wettbewerb gegeneinander und am besten wohl auch gleich gegen die campesinos in den chilenischen Anden getrieben werden sollen:
Heimischer Bergbauer! Nutze Deine Marktchance im internationalen Wettbewerb! Werde Samenspender! Das bislang ungenutzte Potential der alpinen Lederhose ist Dein klarer Standortvorteil.
Und damit man uns den Schwachsinn auch glaubt, liefern wir hier gleich das Originalzitat der Kübeck'schen "Visionen":
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KLEINE ZEITUNG, 19. Dezember 2005
JOHANNES KÜBECK
Der Kampf gegen Wettbewerb ist das Gift für jede Freiheit
Die Demonstranten gegen den Welthandel wissen wohl nicht, was sie tun.
Die WTO-Konferenz in Hongkong ist unter den gewalttätigen Protesten einer Hundertschaft von Berufsdemonstranten fast zusammengebrochen. Nur der harte, aber nicht brutale Einsatz der Polizei verhinderte, dass eine Einrichtung der friedlichen Völkergemeinschaft vor dem perfiden Gewalteinsatz einer kleinen und nicht legitimierten Gruppe vorübergehend kapitulieren musste.
Dabei rechtfertigt das Ergebnis der Konferenz den Einsatz der Polizei kaum. Nach sechs Konferenztagen brachte die Welthandelsorganisation nur ein Mini-Ergebnis zustande. Das liegt nicht am Prinzip des Freihandels, sondern an den Strukturen der WTO. Gerade das kleine Hongkong – flächenmäßig zwei Mal so groß wie Wien, aber unter den Top Ten des Welthandels – zeigt, dass die WTO trotz aller Anfeindungen eine Erfolgsgeschichte ist.
Die Menschen von Hongkong haben den Wert der Freiheit im Handel als die große Chance erkannt, trotz des Mangels an natürlichen Voraussetzungen zu Wohlstand zu kommen. Sie haben nicht mit ihren Nachteilen gehadert – und auch die Ursache dafür nicht bei anderen gesucht –, sondern ihre Vorteile gesucht. Für sie ist Freiheit nicht ein erworbenes Recht, sondern eine Errungenschaft, von der sie wissen, dass darum ständig neu gerungen werden muss.
Es kann es auch nicht das einzige Los der österreichischen Bergbauern sein, den Reichtum ihres Bodens, ihres Umfeldes im Herzen Europas und ihres Könnens und ihrer Tradition hauptsächlich dazu zu nützen, Milch an eine Molkerei zu liefern. Solche Voraussetzungen geben die Freiheit auch für andere existenzielle Möglichkeiten.
Voraussetzung dafür ist die Erkenntnis, dass das Werkzeug für das Erringen und Verteidigen jeder Freiheit der Wettbewerb ist. Protektionismus ist Gift für jede Freiheit, weil er sich den Regeln des Wettbewerbs entzieht. Wettbewerb in der Politik bewahrt die Gesellschaft vor Diktatur, Wettbewerb der Medien sichert die Freiheit der Meinungen und Wettbewerb in der Wirtschaft verhindert den Sieg von Monopolen. Freiheit im Handel ist deshalb auch eine Bedingung für Demokratie.
Der Kampf der Globalisierungsgegner hinterlässt einen fahlen Nachgeschmack. Diese Gruppen stellen sich nicht dem Wettbewerb der Ideen, sondern erklären fast alles in der Welt für schlecht. Die Arbeiterbewegung war auch einmal in so einer Situation. Aber sie hat den Wettbewerb angenommen und erst dadurch den Unselbstständigen die Freiheit erkämpft.
rVk, 2005-12-20, Nr. 2207 Weil der Walther Schütz heute auf den Leitartikel der gestrigen Ausgabe der Kleinen Zeitung reflektiert, möchte ich dem geneigten kärnöl-Leser ein Mail nicht vorenthalten, das ich unmittelbar nach der Lektüre des selben Artikels, wutentbrannt dem Redakteur Kühbeck geschickt habe, der diesen Rülpser, wie es der Walther formuliert, losgelassen hat. Ich glaube nämlich, auf der Leserbriefseite der Kleinen hätten sie es eh nicht abgedruckt. Also:
Sehr geehrter Herr Redakteur!
Eigentlich habe ich Mitleid mit Ihnen, nachdem ich Ihren heutigen Artikel gelesen habe. Denn, alle Menschen haben vom lieben Gott ein Hirn bekommen - wahrscheinlich auch Sie -, aber warum dann ausgerechnet Ihres nicht funktioniert, ist ein Rätsel. Eine Erklärung wäre vielleicht, dass es sich bei Ihrem Exemplar wahrscheinlich um ein Montagshirn handelt, das halt nur Montagsartikel schreiben kann, und ansonsten dauernd in die Werkstatt muss, um wenigstens die lebenswichtigen Funktionen aufrecht zu erhalten. Weil so viel Blödsinn muss Einem erst einmal einfallen. Oder es hat Methode und System und Sie werden von gewissen Lobbies dafür gezahlt sich in der Öffentlichkeit zum Deppen zu machen.
"Der Kampf gegen Wettbewerb ist das Gift für jede Freiheit"
Menschenverachtender, unchristlicher und unsozialer geht es kaum noch. In Ihrem Artikel feiert der Faschismus fröhliche Urständ und ich wette mit Ihnen, Sie merken es nicht einmal. Weil siehe oben.
Normalerweise ist dieser Artikel Grund genug das Abo der Kleinen Zeitung zu kündigen. Aber damit tät ich Ihnen wohl zu viel der Ehre an. Daher nur der Rat: Suchen Sie schleunigst einen Arzt auf, Sie sind krank.
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