2005-12-08
zu gunsten…
Einführende Worte anlässlich der Ausstellungseröffnung
Die Österreicher sind eine spendenfreudige Nation. Wenn unsere Regierung und ihre Wirtschaftspartner schon nicht Weltmeister in der Reduzierung der Arbeitslosigkeit sind, so motivieren sie doch die Bevölkerung zu Weltrekordleistungen in der Rubrik „Freiwillige Spende“. Wir Österreicher sind Weltmeister, wir bringen das Eurolicht in den verdunkelten Kapitaldarwinismus. Jeder Obdachlose, jeder insolvente Großkonzern, jeder arbeitslose Politiker bekommt zu Weihnachten eine warme Suppe, einen neuen Hut und den „Österreichischen Freiwilligenpass“. Wir und unsere Regierung vergessen „Niemanden“. Oder doch?
„Isst, da jemand?
Nach intensiver und kritischer Durchsicht des „Kärntner Kulturberichtes 2004“ musste das „kärnöl –Spendenkomitee“ unter dem Vorsitz von Robert Kravanja mit Erschrecken feststellen, dass eine kleine, aber für sozialemanzipatorische Entwicklung der Regionen Österreichs und Kärnten nicht unwesentliche Bevölkerungsgruppe kurz vor der Armutsgrenze steht. Die in der sozialemanzipatorischen Tradition Kunst- und Kulturschaffenden sind im wahrsten Sinne des Wortes „vom Mehrwerttod bedroht“.
Ich rede nicht von jenen Kunst- und Kulturschaffenden, die sich, aus welchen Gründen auch immer dem Kunst- und Subventionsmarkt angepasst haben, sondern von jenen Menschen, die draußen vor den Türen der Galerien, Museen, Konzertsälen und eventmissbrauchten öffentlichen Räumen Kunst- und Kultur schaffen. Jenen Menschen denen Kunst- und Kulturarbeit nicht „Mühe und Plage“ oder Existenzangst bereitet, sonder die im gestalterischen Werken ihrem sozialemanzipatorischen Bedürfnissen intermedialen Ausdruck verleihen.
In Zeiten, wie diesen, wo der entpersonifizierte Neoliberalismus schon längst die ursprünglich sozialemanzipatorische Kreativität des Menschen in Form eines Kunst- und Kulturdarwinismus vereinnahmt hat setzt kärnöl mit dieser Ausstellung einen „Kontrapunkt“. Da der Begriff „Kunst“ vom neoliberalistischen und kapitalistischen Kunstmarkt schon derart missbraucht wurde und wird, will und sieht sich kärnöl außer Stande Kunst zu präsentieren.
kärnöl zeigt ihnen Werke von Helen Consolati, Maria Grimm, Maria Kravanja, Gösta Maier, Josip Majewski, Joana Scholz, Hans D. Smoliner, Gunter Spöck und Erika Stengl.
Der Reinerlös kommt den WerkstätigInnen zu Gunsten.