2005-08-30
Austrian Trash And Scrap
Österreichische Idyllen und Mythen
Österreich lebt von seinen schönen Landschaften und von seiner großen Vergangenheit, Österreich lebt von seinen klischeehaften Landschaften und von seinen verlogenen Mythen, von seiner matronenhaften, ständig gebärenden Bienenkaiserin Maria Theresia und von seinem altväterlichen, Kaffeehäferl schmückenden, Völker schlachtenden Kaiser Franz Joseph I.
Österreichs Öffentlichkeit jubelt, wenn ein sklerotischer Papst den letzten, Giftgas sprühenden Habsburger Karl I. wegen der Krampfadern einer brasilianischen Nonne selig sprechen will. Der Slogan „Tu, felix Austria nube!“ verdeckt die jahrhundertlange kriegslüsterne und nach Expansion strebende Politik des Casa d` Austria.
In den Köpfen der Mehrheit der ÖsterreicherInnen kleben die klischeehaften Bilder der zwar konservativen, aber dennoch milden und gerechten Habsburgerherrscher.
Der altösterreichische Mythos überlebte ohne größere Brüche das Ende des Dritten Reiches.
Der Sisi-Mythos diente seit den 50er Jahren als Projektionsfläche für märchenhafte Wunschvorstellungen und zur Befriedigung von Idealisierungsbedürfnissen weit verbreiteter Aschenputtel-Phantasien.
Unterstützt werden diese Vorstellungen vom zweiten Standbein der österreichischen Identität: dem idyllisierenden Landschafts- und Stadtbild. Die Klischees über Wien, Salzburg, die Wachau, die österreichischen Alpen und Seen traten im Nachkriegsösterreich ihren Siegeszug an und unterstützten in ihrer Scheuklappen-Wahrnehmung eine zurechtgeschneiderte Geschichte.
Solche verlogenen Mythen manifestieren sich im Bewusstsein einer Mehrheit der ÖsterreicherInnen als festgefügte Bilder. Diese zeigen sich nicht nur in der banalen Ausformung jedes Touristik-Shops, sondern auch in den führenden Köpfen der sogenannten Elite dieses Landes. Viele bewusste und unbewusste Handlungen werden von Menschen noch immer gemäß diesem Bilderkanon gesetzt, ob dies nun in der Alltagskultur, in den Medien oder in der Politik geschieht.
Die Gruppe S.E.N.F. möchte mit ihren künstlerischen Arbeiten und Aktionen die österreichische Ikonographie zersetzen, indem sie mit Witz und Ironie den Bilderkanon verfremdet. Oftmals bedarf es nur kleiner „Verschiebungen“ innerhalb einer Darstellung, z.B. eines Herrschporträts, um das Klischee zu durchbrechen und die wahre Absicht seines Produzenten hervorzuholen. Die Gruppe S.E.N.F möchte die Mythen des österreichischen Alltags aufbrechen, indem sie künstlerische Medien verschiedenster Art einsetzt, seien es Tafelbild, CD, DVD- oder Videoprojektion. Außer den bildnerischen Arbeiten sollen auch akustische und musikalische Produktionen eingesetzt werden.