2005-06-04
Lieber Maler, male mich …
Robert Schöffmann: "Akt", Bleistift auf Aquarellpapier, 38x56 cm, 1993
„Ich funktioniere nach deinen Vorstellungen
stelle mich bloß an Körper und Seele
leih dir meine Energien
irgendwann werde ich sie zurückfordern“
(D.O. 1994 )
Im Gegensatz zu Martin Kippenhart, der in seinen Zyklus „Lieber Maler, male mir ...“ nicht nur die künstlerische Verantwortung delegiert und die „liebe“ Figur des Malers seiner kulturellen Allgemeingültigkeit beraubt, sprengt Robert Schöffmann das „unheimliche“ Bündnis zwischen Maler und dem „Vorbild - Frau“ und damit auch die traditionelle humanistische bürgerliche Erwartung in Hinblick auf die Treue der Darstellung.
Er macht sich gewissermaßen des Muttermordes schuldig indem er mit den impliziten subjektiven Erwartungen der Selbstdarstellung der Frau – dem Vorbild der Realität – bricht und mit einer sensiblen künstlerischen Respektlosigkeit, die durch die Nacktheit des Vorbildes bloßgestellten Gefühle durch die Hand des Malers realisiert.
Präzise und virtuos abstrahiert Robert Schöffmann die Illusion des Vorbildes, dass es nach den Vorstellungen des Malers funktioniert, täuscht scheinbar sein Auge und realisiert mit akribischen Strich die Dialektik der Gefühle des Unbehagens, der Einsamkeit.
Die Mauern, die Leinwand, das Zeichenblatt zwischen Vorbild und Maler sind allgegenwärtig. Es macht Angst, wenn die Leinwand, das Zeichenblatt zerbrechen. Noch mehr Angst macht es, wenn diese Mauern keine Bilder, keine Wörter, kein Buch mehr haben.
„(K) EIN KUNSTBUCH“ ist ein abstrakter Versuch zu verstehen, was es heißt Frau, Mann, ein Maler zu sein.
Literatur:
Alision M. Gingeras: „Lieber Maler, male mir …“ , aus „Lieber Maler, male mir …“, Radikaler Realismus nach Picabia, Centre Pompidou, Kunsthalle Wien, Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2002
Robert Schöffmann: „das alpha“, Eigenverlag, limitierte Auflage, 1994