kärnöl-Logo Independent Carinthian Art & Cult
Thu Nov 14 2024 08:13:23 CET
ÜBERBLICK
Aktuell
Glossen
+Alle Beiträge
Autoren
Veranstaltungen
Links
Kontakt
LESERFORUM
Leserbriefe
Reaktionen

Globale Bildung im Bündnis für Eine Welt

r Globale Bildung
im Bündnis für Eine Welt

Krise - Themenschwerpunkt 2009

r Unser aktueller Themenschwerpunkt

www.karawankengrenze.at

r Unser Projekt gemeinsam mit dem Verein Erinnern

Nationalsozialismus in Villach

r Hans Haider:
"Nationalsozialismus
in Villach"
(pdf downloaden)

Jüdinnen und Juden in Kärnten

r Hans Haider:
"Jüdinnen und Juden
in Kärnten"
(pdf downloaden)

Pizzakarton Sgt kärnöl´s Lonely Hearts Club Band

r Nähere Informationen zum schönsten Pizzakarton der Welt

WASSER? - Jetzt gehts um die LEITUNGSKOMPETENZ!

r WASSER?
Jetzt gehts um die LEITUNGSKOMPETENZ!

Bildung - Themenschwerpunkt 2007

r Unser Themenschwerpunkt 2007

(c) Arbeit

r Alle Informationen zum Themenschwerpunkt Arbeit

(c) Eigentum

r Unser Themenschwerpunkt Eigentum
r Überblick über alle Themenschwerpunkte

Hans Haider

Reaktionen auf den Beitrag

Print Version

2005-05-09

Oskar Kraus - 'Korrekter' NS-Bürgermeister von Villach?

Reaktion auf einen Artikel von Gernot Rader
in der Kleinen Zeitung vom 7. Mai 2005

Dass der nationalsozialistische Bürgermeister von Villach, Oskar Kraus, wie Gernot Rader in seinem Artikel "Begegnung im Morgengrauen - Der Machtwechsel in der Stadt Villach zu Kriegsende 1945“ in der Kleinen Zeitung schreibt, am 7. Mai 1945 sein Amt feierlich, beinahe wie unter Freunden, an den Sozialdemokraten Viktor Petschnik übergab, ist höchst irritierend. Ob Oskar Kraus schützend seine Hand über Viktor Petschnik gehalten hat, weil er von den Nazis nicht verhaftet wurde, wie Gernot Rader in seinem Artikel weiter ausführt, wissen wir nicht. Wohl aber wissen wir, dass bei unzähligen anderen Villacherinnen und Villachern die schützende Hand des Oberbürgermeisters Oskar Kraus fehlte.

So wurden im Oktober 1941 über 100 Villacher Sinti, Kinder, Frauen und Männer, aus den Stadtteilen Seebach und Obere Fellach in das KZ-Lackenbach und von dort weiter nach Polen deportiert, wo sie allesamt umkamen. Unter ihnen auch Valentin Seger, im Volksmund Zigeuner-Falte genannt, der legendäre Tormann des FC-Seebach, mit seiner jungen Frau Emma. Dasselbe gilt für die Villacher Jüdinnen und Juden, die aus dieser Stadt vertrieben, deportiert und ermordet wurden. Wie zum Beispiel Amalia und Moritz Fischbach, Leopold Blau, der mit seiner Frau ein kleines Geschäft in der Weißbriachgasse besaß, oder Maria Gornik, die mit ihrem Mann Wilhelm eine kleine Greißlerei in Villach führte. Sie wurde in Auschwitz vergast.

Auch während des Novemberpogroms 1938, der sogenannten Kristallnacht, als die Wohnungen und Geschäfte unserer jüdischen Mitbürger verwüstet wurden und das zerschlagene Geschirr und die zertrümmerten Möbel aus den Fenstern geschmissen wurden, als unzählige Villacher auf dem Hauptplatz standen und skandierten: "Hoch hänge der Jude am Laternenpfahl" und "Jude verrecke im eigenem Drecke" war von der schützenden Hand dieses Nazibürgermeisters nichts zu bemerken.

Hunderte Villacherinnen und Villacher, Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter, Zeugen Jehovas, Menschen mit einer Behinderung, Menschen die im Gasthaus eine große Lippe riskierten, die einen Zwangsarbeiter ein Stück Brot gaben, die eine Liebschaft mit einem Zwangsarbeiter hatten, die einen Feindsender hörten usw. sind in den Gestapogefängnissen verschwunden, wurden hingerichtet oder wurden in verschiedene Konzentrationslager deportiert, ohne dass der Nazibürgermeister Oskar Kraus seine Stimme dagegen erhoben hat.

Noch im Jänner 1945 wurde fleißig weitergemordet und im Hof des Gestapogefängnisses – heute Köll-Passage – die drei russischen Zwangsarbeiter, Michael Kassulin, Wasil Gollobin und Juan Sirokin in den Fensterkreuzen erhängt. Die Hinrichtung mussten zwei polnische Zwangsarbeiter durchführen. Die anwesenden Villacher Gestapobeamten Demmelhuber, Glatz, Werba und Conle wollten sich die Hände nicht dreckig machen. Ein paar Tage ließ man die Leichen hängen und karrte während dessen Zwangsarbeiter aus der Umgebung heran, denen man die Erhängten zur Abschreckung zeigte.

Keine schützende Hand von Oberbürgermeister Oskar Kraus! Warum auch? Als überzeugter Nationalsozialist der ersten Stunde war Oskar Kraus mit all diesen Maßnahmen einverstanden. Sie entsprachen seiner nationalsozialistischen Weltanschauung, seiner Ideologie von der Volksgemeinschaft, der zufolge Schädlinge ausgemerzt werden müssen. Das ist der Punkt.

Oskar Kraus wurde Ende Mai 1945 verhaftet und nach einer Gerichtsverhandlung im Jahre 1947 zu 20 Monaten schweren Kerker verurteilt. Gernot Radar schreibt: „im Urteil wurde festgehalten, dass er als Oberbürgermeister vollkommen korrekt war“. Angesichts der unzähligen Verbrechen, die während der Amtsszeit von Oskar Kraus in Villach verübt wurden und für die er als Oberbürgermeister dieser Stadt mitverantwortlich war, eine ungeheuerliche Aussage!

Ob das Urteil dennoch so gelautet hat, kann man nicht überprüfen, denn der Gerichtsakt, der als Quelle dafür in Frage käme, ist aus dem Landesarchiv in Klagenfurt verschwunden. Aber vielleicht gibt es Leute, die Akteneinsicht bekommen und andere, die sie nicht bekommen. Auch das ist in Kärnten möglich.

Wie dem auch sei, wir Villacherinnen und Villacher haben keinen Grund Oberbürgermeister Oskar Kraus in ehrender Erinnerung zu behalten.

Quelle: Hans Haider, Nationalsozialismus in Villach, 2005, Edition kärnöl.
Zu beziehen über rkaernoel@inode.at.

Reaktionen Auf den Beitrag reagieren

Martin Moser, 2005-05-09, Nr. 1923

Ein sehr wichtiger Beitrag. Wie wäre es, wenn du ihn zur Kleinen Zeitung schickst?

LG

Martin M.

Reaktionen auf andere Beiträge

.

ZUM NACHLESEN

Mittwoch, 16. Oktober 2024
r kärnöl weint
In Memoriam
wird bekannt gegeben

Samstag, 12. Oktober 2024
r PARTIZANI: WIDERSTAND IN KÄRNTEN/KOROSKA
Die ÖH (Österreichische Hochschüler:innenschaft Kärnten/Koroška) und OLTA (Offenes Linkes Antifa Treffen Koroška/Kärnten) laden zu einer Podiumsdiskussion mit dem Thema "Partizani: Widerstand in Kärnten/Koroška"ein. Der Eintritt ist frei.
Stiftungssaal der Universität Klagenfurt/Celovec (Raum Nr. O.0.01)

Freitag, 15. März 2024
r OLTA - Das Hufeisenmodell
Arbeiter:innenheim der KPÖ Villach, Ludwig-Walter-Straße 29

Freitag, 23. Feber 2024
r DEMO GEGEN RECHTS - DEMO PROTI DESNO
Klagenfurt Stadttheater

Donnerstag, 8. Feber 2024
r Zivilcouragetraining und queerfemeinistisches Argumentationszirkeltraining
mit anschließendem Vernetzungstreffen/ navrh možnost zu povezovanje
organisiert von/origanizirano od: Verein GemSe, KD Barba, schau.Räume
schau.Räume Villach, Draupromenade 6

Donnerstag, 18. Jänner 2024
r Filmvorführung "Kärnten is' lei ans"
Arbeiter:innenheim der KPÖ Villach, Ludwig-Walter-Straße 29

Samstag, 21. Oktober 2023
r Das ist uNser Haus!
Kleine Geschichte der Hausbesetzungen in Kärnten/Koroška Veranstaltet von: Squats statt Kärnten
schau.Räume, Draupromenade 6, 9500 Villach/Beljak

Mittwoch, 6. September 2023
r DIE GEMOCHTEN
Lesung und Buchpräsentation von Lydia Mischkulnig
tio pepe, Kaiser-Josef-Platz 3, 9500 Villach

Mittwoch, 23. August 2023
r SPÄTLESE
Lesung und Buchpräsentation von Engelbert Obernosterer
tio pepe, Kaiser-Josef-Platz 3, 9500 Villach

Freitag, 26. Mai 2023
r Geld
Myzel, Lederergasse, 9500 Villach

r Weitere Dokumentationen