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2005-05-06 Revisionismus angreifen! Für ein antifaschistisches Geschichtsverständnis! Nähere Informationen auf Am Sonntag, dem 8. Mai 2005 um 10.00 Uhr Vormittags, wollen der rechtsextreme "Kärntner Heimatdienst" (KHD) und seine Schwesterorganisation, der nicht minder deutschnationale "Kärntner Abwehrkämpferbund" (KAB) mit einer pompösen Zeremonie der "Opfer des Partisanenterrors gegen Kärnten" gedenken. Nicht, wie man anfangs annehmen könnte, konspirativ im Geheimen, sondern mitten auf dem klagenfurter Domplatz, unterstützt vom "offiziellen" Kärnten. Grund genug für AntifaschistInnen, dagegen Widerstand zu organisieren. "8. Mai? Also ich kenn nur den 10. Oktober!" - Ein kurzer geschichtlicher Exkurs 8.Mai 1945. Das "dritte deutsche Reich", das laut nationalsozialistischer Wahnvorstellung 1000 Jahre hätte existieren sollen, erklärt glücklicherweise seine bedingungslose Kapitulation. Es ist ein Freudentag für Millionen von Menschen, die sich nicht an der deutschen Vernichtungsindustrie beteiligen wollten. Millionen andere Menschen haben diesen Tag nicht miterleben können. Sie kamen um in Auschwitz, Mauthausen, Frauenaurach, im KZ-Loibl... "Wir waren doch alle Opfer!" - Kärntner TäterInnen sind keine Opfer! 60 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus hat sich in der offiziellen Kärntner Geschichtsschreibung die Mär durchgesetzt, dass die Toten, die durch die Kugel eines/einer PartisanIn umgekommen sind, auf die gleiche Stufe zu stellen sind wie die Toten von Auschwitz. Dass die Toten der PartisanInnen schlichtweg Nazis waren, die durch ihre Unterstützung dem NS-Regime gegenüber Mitschuld hatten am Holocaust, der industriellen Vernichtung von millionen Menschen, wird dabei nicht erwähnt. Der NS-Staat hätte nie zustande kommen können, hätte die NSDAP nicht breite Unterstützung aus dem "Volk". Schließlich wurde Hitler 1938 am Wiener Heldenplatz nicht von einer aufgebrachten Menge AntifaschistInnen, sondern von einer jubelnden Menge "kleiner Leute" empfangen, die sich, treu ihrem antisemitischen Weltbild, endlich die "Befreiung des Volkes" erwarteten. Umgesetzt wurde diese "Befeiung" schließlich mit einem Krieg, Konzentrationslagern und einer nie davor dagewesenen, organisierten Vernichtung von als "minderwertig" klassifizierten Menschen. Anstatt gegen diese Unmenschlichkeit aufzutreten, machte die Mehrheit der Menschen, zusammengefasst in der "Volksgemeinschaft" das, was sie auch heute meistens tut, wenn es zu Unrecht kommt: Sie machten mit. Probleme wurden auf das konstruierte "Andere" abgewälzt, die Vernichtung dieses "Anderen" als Lösung angesehen. Dass dieses "Andere" millionen Menschen waren, war der deutschnationalen "Volksgemeinschaft" ziemlich egal, schließlich war das befassen mit sich selber etwas für "Weicheier", härte gegenüber dem "Anderen" galt hingegen als "heldenhaft" und wurde belohnt. Wer sich im Wettstreit um den "besten Deutschen" behaupten konnte war schlicht und einfach SystemerhalterIn Nr.1 Der bewaffnete Kampf der slowenischen PartisanInnen gegen das NS-Regime war richtig und wichtig. Er bewahrte viele Menschen vor dem Tod, nur weil sie wegen ihrer Sprache, Herkunft, Religionszugehörigkeit etc. nicht in das Konstrukt der "arischen Rasse" passten. Wenn KAB, KHD und co. heute also davon sprechen, Kärnten wäre ein Opfer des Nationalsozialismus gewesen, so ist das eine Verhöhnung aller Opfer des Holocaust. Es war nicht einfach "ein Krieg", in dem Menschen umkamen, sondern es war eine durchorganisierte Tötungsmaschine, die besonders durch ihre breite Unterstützung in der Bevölkerung seinesgleichen sucht. "Aber ich hab da was anderes gehört...!" - Ungehorsam statt großdeutscher Soldatenehre Nicht erst, aber insbesondere seit Jörg Haiders zweiter Amtszeit als Landeshauptmann hat sich in Kärnten/Koroška die gesamtgesellschaftliche Geschichtsauffassung stark nach rechts verschoben. Unter anderem wird mittels Wanderausstellungen auf Schulen und einer mit Mitteln des Landes geförderten Video-Doku des wegen NS-Widerbetätigung angeklagten Ex-FPÖ-Europapalamentariers Andreas Mölzer versucht zu zeigen, dass die slowenischen PartisanInnen doch nichts anderes als umherziehende MörderInnenbandenwaren. Es wird zwar zugegeben, dass sie gegen den Faschismus gekämpft hätten, auf der anderen Seite wird aber die Anzahl der Toten gegen die der NS-Maschinerie aufgerechnet. Zweck dieses revisionistischen Treibens ist es, die NS-Herrschaft zu verharmlosen und die Schuld all jener, die sich mittels Waffe oder schlichtem Schweigen an dem nazistischen Massenmorden beteiligten, abzulenken auf die "Befehlsgewalt von Oben" (durch das vermitteln dieses Geschichtsbildes soll auch gehorsam vermittelt werden, schließlich lautet der Tenor der NS-Verbrecher noch heute "wir hatten Befehle, die mussten wir erfüllen"). Dass es möglich war, aus dem NS-Apparat auszubrechen, das bewiesen slowenischen PartisanInnen und alle anderen WiderstandkämpferInnen. Diese Menschen sind es, denen wir danken. Und trauern wollen wir um all die Opfer, die vergast, erschossen, verbrannt, erhängt in der großdeutschen Vernichtungsmaschinerie endeten. Keine Träne für Diejenigen, die bis heute glauben uns weißmachen zu müssen, dass nicht sie, sondern die WiderstandkämpferInnen für das Töten verantwortlich waren. "Aber mein Papa ist doch auch beim KHD!" - Rechtsextreme Kontinuitäten Der KHD ist mit 25.000 MitgliederInnen eine der größten rechtsextremen Organisationen Österreichs. Oft argumentiert der KHD mittels seiner Größe, dass er ja garnicht rechtsextrem sein könnte, schließlich seien RechtsextremistInnen nur in Kleinstgruppen organisierte, militante Grüppchen. Und ausserdem gäbe is in Kärnten/Koroska gar keinen Rechtsextremismus, schließlich "brennen in Deutschland Ausländerheime und bei uns nicht", so der Tenor von KHD und Konsorten. Damit wird das Rechtsextremismus-Problem woanders hin projeziert und verschleiert, dass sich rechtsextreme Aktivitäten nicht aufs Niederbrennen von Flüchtlingsunterkünften beschränken. Aufgrund seiner Größe hatte der KHD in den letzten Jahrzenten genug Geld und dadurch Einfluss auf die Landespolitik und somit auch auf die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung. Das einzige rassistisch motivierte Nachkriegspogrom in Österreich fand beispielsweise in Kärnten/Koroska statt, als 1972 ein Mob hunderter "heimattreuer" KärntnerInnen unter Mithilfe der Polizei 2sprachige Ortstafeln vernichteten und ganze Teile Südkärntens zur No-Go-Area für SlowenInnen machten. Heute wird das Ortstafelpogrom unter dem Namen "Ortstafelsturm" als Aufstand der kleinen Leute verniedlicht. Rechtsextremismus ist Salonfähig in Kärnten/Koroska. So findet niemand etwas dabei, wenn sich rechtsextreme Eliten Jahr für Jahr am klagenfurter Ulrichsberg zu treffen um den Mördern der SS und der Wehrmacht zu gedenken, ebenso wie es niemanden stört wenn Haider dem KHD als "einen festen Platz als gleichberechtigtem Spieler im politischen Geschehen" einräumt.
Für uns steht fest: Rechtsextremismus darf nirgends Platz haben!
Gegen den revisionistischen deutschkärntner Grundkonsens!
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