2004-12-01
Eine schäbige, für Kärnten aber typische Geschichte
Unglaublich, aber wahr:
Den gesamten ursprünglichen Text mit farblich ausgezeichneten Streichungen sowie Änderungen finden Sie unter:
www.uni-klu.ac.at/his
Dr. Augustin Malle, Leiter des Slowenischen Wissenschaftlichen Institutes und Mag. Brigitte Entner, Historikerin an der Universität Klagenfurt/Celovec wurden vom Volksgruppenbüro des Amtes der Kärntner Landesregierung gebeten, eine kurze Geschichte der Kärntner Sloweninnen und Slowenen zu verfassen. Sie sagten zu und machten sich an die Arbeit. Ausgemacht war, bevor alles in Druck geht, dass die Autoren die Druckfahne zu lesen bekommen, um noch kleinere Korrekturen vornehmen zu können. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, denn schließlich wird die Broschüre in ihrem Namen veröffentlicht. Zu ihrer Verwunderung mussten sie aber feststellen, dass dies nicht geschah und so wurden sie von der fertigen Broschüre überrascht. Böses ahnend bemerkten sie beim Durchlesen, dass ihr Text der Zensur zum Opfer fiel. Eine Unmenge von Streichungen und Abänderungen wurden vorgenommen, ohne die Autoren Entner und Malle vorher zu konsultieren. Besonders lächerlich und beschämend ist die konsequente Streichung der slowenischen Bezeichnung bei der Erwähnung von zweisprachigen Ortschaften.
Wir fragen uns: "Wer ist dafür verantwortlich?" Sicherlich geschah alles unter der Ägide des Volksgruppenbüros, dessen Leiter der Kärntner Slowene Vladimir Smrtnik ist. Vergegenwärtigen wir uns Folgendes: Smrtnik, einerseits ein weisunsgebundener Beamter und andererseits ein Kärntner Slowene, veranlasst die Herausstreichung der slowenischen Bezeichnung bei zweisprachigen Ortsnamen.
Ich nehme an, sein Herz hat geblutet. Trotzdem tat er es, er musste sich verkrümmen und die gebückte Haltung einnehmen, denn er wusste was er "seinem Herrn" schuldig ist. Das ist die Situation in Kärnten. Eine einzige Scham!
Wie aus der Broschüre weiters ersichtlich ist, war auch Willhelm Wadl, unser oberster Landesarchivar, an dieser Schandtat mitbeteiligt. Ob aus Überzeugung, wie es bei seinem Vorgänger Dr. Alfred Ogris sicherlich der Fall gewesen wäre, oder weil man auch ihn den aufrechten Gang ausgetrieben hat, kann ich nicht beurteilen.
Die Autoren Entner und Malle haben den gesamten Text auf der Website des historischen Institutes veröffentlicht, wobei sie die Streichungen und Abänderungen markierten. Es ist aus zweierlei Gründen spannend, den Text zu lesen. Erstens bietet der Artikel eine solide Grundinformation zur Geschichte und zur heutigen Situation der slowenischen Volksgruppe und zweitens ist es interessant festzustellen, was gestrichen und abgeändert wurde.
Also: www.uni-klu.ac.at/his