2004-11-10
Die Villacher 'Kristallnacht'
Erinnerungen von Anton Engelhart
... Im Jahre 1938 bin ich in die 2. Klasse Hauptschule gegangen, in die Richard-Wagner-Schule. Als wir an jenem Tag in die Schule gekommen sind, hat der Schulwart zu uns gesagt: „Heut' ist kein Unterricht, heut' ist Judenverfolgung“. Wir sind also gleich in die Stadt gegangen. Beim Fischbach in der Italienerstraße haben wir zugeschaut wie die Sachen aus dem Fenster geflogen sind. Alles wurde auf die Straße hinunterge-schmissen: Bücher, Geschirr, Silberbesteck, Bettwäsche, Lebensmittel, sogar die Vorhänge wurden heruntergerissen. Was nicht durch das Fen-ster gepasst hat, ist zuerst zertrümmert worden.
... In der Nähe, wo jetzt die Buchhandlung Pfanzelt ist, war ein kleines Geschäft. Dort wurde eine Frau herausgeschliffen und zur Geheimen Staatspolizei hinuntergeführt. Warum, weiß ich bis heute nicht.
... Der Hauptplatz war voller Menschen. Ein unglaublicher Tumult. Auf dem Sockel der Pestsäule sind Jugendliche gestanden, die immer wieder geschrieen haben: „hoch hänge der Jude am Laternenpfahl!“ und „Jude, verrecke im eigenen Drecke!“ Daran kann ich mich ganz genau erin-nern.
Weitere erschütternde Interviews mit Zeitzeugen zu diesem und verwandten Themen finden Sie auf der Homepage des Vereins Erinnern: www.net4you.at/erinnern