2003-11-19
Ein Gläschen Champagner
Solidarität mit den Streikenden
Die Chuzpe des ÖBB Vorstandes ist unübertroffen. Die Historie der ArbeiterInnenbewegung ist gespickt mit den Toten, die für das Streikrecht gekämpft haben. Es ist noch nicht lange her, dass ein Eintopf von politischen Machthabern und Kapitalbesitzern mit Maschinengewehren und Geschützen auf ArbeitnehmerInnen schießen haben lassen. Denen, die sich gewehrt haben wurde das physische Leben genommen.
Die Zeiten haben sich ein bisschen geändert und die Strategie des ÖBB Vorstandes und der Regierenden ist ein ganz wenig subtiler geworden. Erschießungen sind zumindest in Westeuropa, im Gegensatz zu vielen Regionen der sogenannten Einen Welt, nicht mehr das Mittel der Wahl, um politisch Unliebsame aus dem Weg zu räumen. Wie gesagt, es geht auch ein wenig eleganter und unauffälliger, aber um nichts weniger folgenreich. Vielleicht hat es ja niemand gehört, aber die AnschafferInnen bei der ÖBB und vor kurzem auch bei der AUA, haben den Streikenden die Entlassung, oder im Jargon der Share Holder, die Freisetzung von ihren Arbeitsplätzen angedroht.
Entlassungsdrohungen für Streikende und damit de facto Einschränkungen des Streikrechtes verfehlen ihre Wirkung zwar bei pragmatisierten, und damit praktisch unkündbaren Staatsangestellten, die LohnempfängerInnen in der Privatwirtschaft werden die Lektion aber begriffen haben. Mit dem, wahrscheinlich bei einem Gläschen Champagner hinterrücks eingefädelten Klagsdrohungen der eisenbahnabhängigen Konzerne gegen die ÖBB erfolgt der zweite Zangenangriff auf die Streikenden. Die die ihre Arbeitskraft samt Mehrwert in ihren Betrieb einbringen, werden auch noch für ein angedrohtes finanzielles Desaster verantwortlich gemacht.
Die Devise lautet in Zukunft: Mit einem Arbeitskampf entziehst du dir selbst und deiner Familie die Lebensgrundlagen. Lege daher deine Rechte und Ansprüche vertrauensvoll in die Hände der sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften. Wenn du Schwein hast handeln sie mit den Kapitalvertretern die Abgeltung der Inflation aus. Wahrscheinlich auch bei einem Gläschen Champagner.
Gottfrried, 2003-11-19, Nr. 719
ja, genau so ist es, dem gibt es nichts mehr hinzu zu fügen.
solidarische Grüße,
Gottfried
bernhard teferle, 2003-11-19, Nr. 727
oder sind nicht alle akteurinnen, gewerkschaften ebenso wie kapitalistinnen, gegeißelte des internationalen, nationalen und regionalen wettbewerbs, der konkurrenz am weltmarkt und den verrücktheiten des finanzmarktes? wie konnte geld überhaupt zu einer ware werden. sollte es nicht tauschmittel ohne zins und zinseszins sein?
wie ein i.c.e. rauscht die logik des kapitalistischen systems über die nicht mehr agieren könnenden drüber.
die quasinaturgesetzlichkeit des kapitals verdammt alle scheinhandelnden zu sklavischer unterwürfigkeit.
trotzdem und vor allem deshalb
hasta la victoria sempre
mit linken grüßen an gottfried (berger)
bernhard