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2003-09-19 Dimitrovgrad Mein Tagebuch vom Dimitrovgrad - Serbien altes Jugoslawien - irgendwann im WinterEs war an einem Sonntag so gegen zwei Uhr früh auf der Fahrt von Peterborough England mit 26 Tonnen Perkins Motoren nach Istanbul. Wir, "Zauche" und ich waren schon gute 24 Stunden unterwegs. Und das seit Belgrad. Schnee, überall Schnee. "Zauche" traf ich in Nis in der Kneipe. Er hatte Garn für Bagdad geladen. In Dimitrovgrad vor der Bulgarischen Grenze schneite es noch heftiger, dazu kam noch der verdammte Nebel. So fuhren, krochen wir langsam dahin. Von der Strasse war ohnehin nichts mehr zu erkennen. "Zur bulgarischen Grenze sind es nur mehr ein paar Kilometer und dann ab in die Pritsche", sagte ich zu mir selbst. Plötzlich sah ich ein Blaulicht vor mir. "Scheiss Bullen" dachte ich laut. "Was tun die Ärsche um die Zeit hier?" Tatsächlich. Der Bulle wollte doch glatt das ich stehen blieb. "Wenn ich hier stehen bleibe komm ich nicht mehr vom Fleck ohne die Schneeketten aufzulegen. Idioten". Am Funk erklärte ich meinem Kollegen der knapp hinter mir fuhr rasch was los war und sagte das er mich überholen solle wenn ich jetzt stehen bleiben muss. Ich kurbelte das Fenster runter und sagte "Was willst du hier, du Tepp!" Er meinte irgendwas, was ich und sonst wahrscheinlich auch niemand verstand. Er ging vorne um den Truck herum und gab zu verstehen, das er einsteigen wolle. Nun saß er am Beifahrersitz, seine Karabiner in der einen und eine Sturmlaterne in der anderen Hand und grinste mich dämlich an. "Marlboro" murmelte er. "Marlboro" "Nix Marlboro" sagte ich. Er stank wie ein Schweinestall und besoffen war er ohnehin, was sowieso normal war. "Marlboro" stammelte er wieder. "Du bist besoffen" .Ich gab ihm eine Schachtel und sagte dass er aber jetzt verschwinden könne. "Whiskey" lallte er. "Ich nix Whiskey!" sagte ich. "100 Mark" sagte er. "100 Mark? Für was willst du 100 Mark?" fragte ich und dachte mir jetzt geht's sicher erst richtig los mit dem besoffenem Hund. Zehn Minuten lang erklärte er mir, dass ich im Ortsgebiet wäre und man hier nicht die Zusatzscheinwerfer einschalten dürfe. Dabei beugte er sich immer weiter zu mir. Ich versuchte dabei nur seinem Gestank von Schnaps, den er mit jedem Wort ausatmete zu entkommen. Ich entgegnete, dass es hier keine Laternen gebe, es schneit und nebelig ist usw. "100 Mark" lallte er und grinste dabei siegessicher übers ganze Gesicht. "Du Arschloch, Kommunistensau" brüllte ich und nahm ihm auch gleich die Marlboroschachtel aus der er schon drei Zigaretten geraucht hat wieder weg. "Nix Mark, nix Marlboro" sagte ich und wusste dass er nun sehr böse werden wird. Ich hatte meine Gedanken noch nicht zu ende gedacht verpasste er mir auch gleich eine mitten in´s Gesicht und schrie mich dabei an "Grosse Lampe nix Gut!" "Leck mich am Arsch" meinet ich nur Er wurde nun immer wilder, zeigte mir seine Abzeichen auf seiner verdreckten Uniform und fuchtelte dabei mit seinem alten Karabiner in der Gegend herum. Ich konnte mir das Grinsen über seinen Ärger nicht verhalten. Das ging so ein wenig hin und her und nach dem er mir noch einmal eine geknallt hatte einigten wir uns auf eine Stange Marlboro. Aber die !00 Mark bekam er nicht. Seit damals heisst Dimitrovgrad "Grosse Lampe nix gut". Nun musste ich auch noch die Schneeketten auflegen, eine wenigstens, damit ich diesen schönen Ort wieder verlassen konnte. Tags darauf lies ich mir vor Sofia im Strassengraben einen blasen, als Entschädigung für den letzten Tag. Während die Nutte mehr schlecht wie recht auf meinem Schwanz wie eine junge Ziege, die vergeblich nach Mutters Zitze sucht, herumnuckelte, sah sie mit ihren großen dunklen Augen immer mitleidig nach oben in mein Gesicht, was von den Hieben die ich in der Nacht von dem besoffenen Bullen abbekam doch etwas geschwollen und bläulich gefärbt war. Meine Hoffnung ordentlich zu kommen erfüllte sich auch nicht, da es so kalt war und sie immer mehr mit den Zähnen klapperte und so ihren Job nicht ordentlich verrichten konnte. "Scheiss Job" dachte ich, gab ihr 5 Mark, was zu rauchen und fuhr weiter.
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