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2003-09-10 Der Stiftzahn Eine dentologische Betrachung (Teil 2) Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, beim altersbedingten Stiftzahn dessen Gegenstücke wiederum der sogenannte jugendliche Stiftzahn oder auch der gemeine Stiftzahn sind. Auf den gemeinen Stiftzahn möchte ich nur insofern eingehen, als er seinen Ursprung grässlicher Weise meist vorangegangenen Aggressionen zu verdanken hat und damit abzulehnen ist. "Komm her, ich hau Dir eine runter!" Lieber Leser, diesen Ton muss ich ebenso ablehnen, wie Ihr sichtlich durchaus ernst gemeintes Angebot zu Ihnen zu kommen, da ich derzeit, nicht zuletzt mit Ihrem Geld in der Karibik und zugleich Pazifist bin. Bitte um keine weiteren Zurufe, denn mir geht der Text bereits ebenso auf die Nerven wie Ihnen, nur dass hinter mir ein Verlag steht, der seit einem Monat auf das Manuskript wartet. Wer hinter Ihnen steht, kann ich nicht beurteilen, nur gemäß Ihrer Wortmeldung können Sie nicht alleine sein. Ab sofort verweigere ich jede Antwort und versuche mich intensiv in die Beschreibung des jugendlichen Stiftzahnes zu vertiefen, wobei ich Ihnen ein Beispiel von unglaublicher Blödheit nicht vorenthalten will. Ein liebreizender, zur damaligen Zeit von einer Fülle blonden Haupthaares bedeckter Zehnjähriger wollte sich offensichtlich dem Mysterium Stiftzahn vollinhaltlich widmen. So beschloss dieser Jüngling, oder besser gesagt älteres Kind, seinen Bruder mit einer unglaublichen Aktion zu verschrecken. Beseelt von freudiger Erwartung dem älteren Bruder einen Entsetzensschrei zu entlocken, kniete er sich mit einem listigen Lächeln hinter die Gartentüre um besagten Bruder durch plötzliches Hochspringen während des Öffnungsvorganges in einen herzinfarktähnlichen Zustand zu versetzen. In Erwartung brüderlicher Adrenalinausschüttung wurde aus dem Lächeln, hinterhältiges Grinsen, welches schlagartig erlosch, nachdem der Bruder die Gartentüre mit einem kräftigen Fußtritt öffnete. Das Grinsen blieb für Sekundenbruchteile im Gesicht des Knaben und der Rest des Zahnes für längere Zeit in der Gartentüre stecken. Dieser Vorfall wurde dem Jüngling mit etwa 10 Jahren zur wichtigen Lebenserfahrung, denn er spürte am eigenen Leibe wie Blödheit letztlich schmerzhaft sein kann. Ausgestattet mit Tränen des Schmerzes und brüderlicher seits mit Tränen des Mitleides, gerieten beide im Wohnzimmer an das väterliche Tribunal, dessen salomonische Urteil mit je einer Ohrfeige schallend bestätigt wurde. Die im wohnzimmerlichen Gerichtssaal ebenfalls anwesende Mutter wiederum, wähnte den nunmehr lispelnd Heulenden Zeit seines Lebens für entstellt., während der Vater, seiner kühlen und pragmatischen Art entsprechend, den, als Zahnarzt werkenden Onkel anrief. Dieser Onkel, nun zur Zentralfigur der Wiederherstellung aller künftiger Heiratschancen des Zehnjährigen gereift, schlug sinnvoller Weise vor, alsgleich in die Ordination zu kommen. Dort angekommen trocknete Mutter liebe voll die Tränen, nämlich ihre eigenen und ließ sich, nach mehreren Versuchen, den nunmehr entstellten Zehnjährigen aus dem Fenster des achten Stocks zu werfen, überzeugen, dass es sich bei diesem Vorfall um ein reparables Missgeschick handle. Sichtlich erleichtert, nicht zuletzt ihrer wohlbestallten bürgerlichen Existenz vertrauend, diese Krise auch monetär zu bewältigen, beruhigte sich die Mutter. Während der Zehnjährige, sein Name war übrigens Peter, statt im Behandlungsstuhl lieber in ein kleinen Kästchen stiften ging, schien mit dem Verschwinden des Kindes, jegliches Problem gelöst und alle Beteiligten zufrieden. Kurz vor dem Verlasen der Ordination plagte die gutbürgerliche Frau dennoch das mütterliche Gewissen. Zumal der Onkel Zahnarzt versicherte, mit dem geplanten Stiftzahn, von höchster Qualität eher in der Lage zu sein eine künftige Hochzeit stiften zu können. Von zwei vollbusigen Assistentinnen, die nebst der kräftigen Händen auch über andere Attribute verfügten um das Heulen von klein Peter im Keime zu ersticken, wurde er überwältigt und mit Echtlederriemen am Sitz liebevoll festgezurrt. Peter gab sich geschlagen und pfiff im wahrsten Sinne des Wortes aus dem letzten Loch. Auf die näheren Behandlungsschritte einzugehen, wäre sinnlos, da es sich hier um keine Fachliteratur für Zahnärzte handelt. Zur Ehrenrettung einer meiner Leser möchte ich hier nur erwähnen, dass nach langem Schleifen und Bohren tatsächlich ein Stift eingesetzt wurde, der mit einem Provisorium gekrönt wurde. Dieses Provisorium war notwendig um dem beteiligten Zahntechniker alle Zeit der Welt zu geben um wirklich einen wunderbaren Ersatzzahn herzustellen. "Na also, sagte ich doch!" Und ich wusste, dass Sie sich prompt melden würden! Es war mir ein Gebot der Höflichkeit, Ihnen ein Stück Recht zu geben, dennoch kann ich sie mit der Frage; „Was haben Sie zum Beißen im Mund“, förmlich argumentativ zerschmettern. "Wie sollte Ihnen dies gelingen, ich habe natürlich Zähne im Mund." Und Bingo, schon sitzen Sie in der Falle! As sagten Sie eben, „Zähne“. Ja, hatte Sie wirklich Zähne gesagt? "Ja!" Super, um aber Ihrer Theorie treu zu bleiben, hätten Sie nicht Zähne, sondern „Wurzeln“ sagen müssen. Nur ist dies in unserem Sprachgebrauch nicht üblich, schon daher, weil die Wurzeln nicht sichtbar sind. Wie hörte es sich wohl an, so Sie von Ihren 32 „Wurzelzähnen“ sprächen? "Ja, aber ..." Aus, ist doch lächerlich mit Ihnen zu streiten, schade um die Zeit. Ich gebe Ihnen die Freiheit bereits jetzt das Buch zu verbrennen. Zufrieden,- und jetzt kusch! Zurück zu Peter, der es inzwischen geschafft hatte, sich seine Mutter und das Provisorium nach Hause zu bringen, wo sich die Lage bereits völlig entspannt hatte, womit ein erlebnisreicher Familientag sein Ende fand. Damit könnte die Geschichte enden! Fortsetzung folgt ...
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