2011-04-24
NIEMALS VERGESSEN zwischen Versprechen und Auftrag
Überlegungen zu Stationen einer Erinnerungsarbeit zur Euthanasie an Kindern und Jugendlichen während des Nationalsozialismus
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Zu meinem Vortrag am
Di, 26.4.11 bei kärnöl: Ausgehend vom eigenen Wissen-Wollen über die Euthanasie an Kindern und Jugendlichen während des Nationalsozialismus, dem Kernthema meiner Arbeit, spannt sich ein Bogen von lebendig gebliebener Geschichte, repräsentiert durch noch lebende Zeitzeug/innen, über die durch Wissenschaft und Zeitgeschichte erforschte Organisation und Umsetzung der Kindereuthanasie hin zu ihrer „Aufarbeitung“ nach 1945 in Österreich.
Von Aleida Assmanns Ansatz von Geschichte im Gedächtnis ausgehend, kann man sagen, dass die Erinnerung an das Verbrechen der Euthanasie an Kindern und Jugendlichen während des Nationalismus auf viele Orte zerstreut ist.
Das Nachlernen von nicht bewältigter Geschichte ist sozusagen die Herausforderung, die hier angenommen wird. Einer Geschichte allerdings, die sich nicht in den Ereignissen von 1939–1945 erschöpft, sondern die die bereits selbst historisch gewordene Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit einschließt.
Es wird der Versuch unternommen – anhand von Spuren, die als solche immer marginal sind – das gigantische Ausmaß, von Gewalt und Bedrohung für Kinder und Jugendliche, die der erwünschten Norm vom Menschen im Nationalsozialistischen System nicht entsprachen, aufzuzeigen.
Nicht weniger sprechend als das Verbrechen der Euthanasie, dessen Fakten heute zur Zeitgeschichte gehören, ist das bis in die 1980er Jahre durchgesetzte Schweigen über die Praxis der Medizin während des Nationalsozialismus. Dieses zum Teil mit Gewalt erzwungene Schweigen und das Brechen dieses Schweigens sind ein wesentlicher Schwerpunkt des Referates.
Auch der Frage, inwieweit sich in der Verweigerung innerhalb der Nachkriegsgesellschaft über die medizinische Lösung mit gesellschaftlich Unerwünschten zu verfahren, nachzudenken, eine Tradition sichtbar wird, die vor dem Nationalsozialismus ihren Anfang nahm und innerhalb heutiger medizinischer Möglichkeiten weiterwirkt, soll nachgegangen werden..
Die Betrachtung einer Vergangenheit, welche Kindern, die die Ansprüche eines Systems nicht erfüllten, das Leben absprach, gewinnt an Relevanz für die Gegenwart, indem sie dazu auffordert, über die Gewalt gegen Kinder in unserer Gesellschaft nachzudenken.