2011-02-09
Bericht von der ersten Hälfte des Weltsozialforums 2011

„Das Weltsozialforum ist ein offener Treffpunkt für reflektierendes Denken, für die demokratische Debatte von Ideen, für die Formulierung von Anträgen, für freien Austausch von Erfahrungen und zum Vernetzen effektiver Aktionen von Gruppen und Bewegungen der Zivilgesellschaft, die sich dem Neoliberalismus und der Weltherrschaft durch das Kapital oder irgendeine andere Form des Imperialismus widersetzen und sich für den Aufbau einer planetarischen Gesellschaft engagieren, in der der Mensch im Mittelpunkt steht.“ Charta der Prinzipien, 2001 |
Vom 6. bis 11. Februar 2011 findet das 10. WSF (Welt-Sozialforum) in Dakar / Senegal statt. Kurzer Bericht von der Demonstration und den ersten Diskussionen
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Wie im
ersten Bericht bereits angekündigt begann das Weltsozialforum mit einer großen Demonstration: Zehntausende (nach Angabe der Veranstalter/innen waren es 50.000) brachen am Sonntag um 13:00 Uhr zu einem Stunden dauernden Marsch auf. Gewerkschafter/innen, Umweltschützer/innen, Feministinnen aus 123 Ländern waren dabei. Viele bekundeten ihre Solidarität mit den revolutionären Kämpfen in Ägypten und Tunesien. Frauen aus dem Senegal forderten den Rücktritt des Präsidenten Senegals. Präsident Evo Morales aus Bolivien hielt eine inspirierende Rede.
Der Montag stand dann unter dem Schwerpunkt „Afrika“. In einer großen Anzahl von Workshops und Treffen wurden die Probleme des Kontinents analysiert.
Am Dienstag war dann die gesamte Bandbreite der wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Krisen des Kapitalismus auf der Tagesordnung. Eines der interesantesten Seminare war der Frage „Süd-Süd-Kooperation oder Nord-Süd-Koooperation?“ gewidmet. Nach einer brillianten Einführung von Pedro Paez, einem ehemaligen Minister aus Equador, gab es eine sehr in die Tiefe gehende Diskussion. Mirek Prokes vom Tschechischen Sozialforum vertrat die Meinung, dass wir nicht länger die spezifischen Probleme der osteuropäischen Länder ignorieren sollten. Elisabeth Gauthier vom Espaces Marx / Frankreich betonte, dass die „Schuldenproblematik“ nicht mehr länger „nur“ ein Problem des Südens sei, sonder dass die Schulden der öffentlichen Hand in den Ländern des Nordens eine Schlüsselfrage geworden sei. Ich (Hermann Dworczak, ASF) stimmte mit Pedro Paez in der Diagnose überein, dass eine enorm große Gefahr vom Anwachsen einer extremen Rechte ausgehe – falls es den Sozialen Bewegungen und der Linken nicht gelänge, konkrete Antworten auf die globale Krise zu formulieren. Gelichzeitig müsse man aber sehen, dass die großen defensiven Auseinandersetzungen in Griechenland (siebentägiger Generalstreik!) und die gegenwärtigen revolutionären Prozesse in Nordafrika die Möglichkeit eines fortschrittlichen Weges aus der Krise böten.
Weitere Infos vom Weltsozialforum unter
http://fsm2011.org
Mit solidarischen Grüßen,
Hermann Dworczak (Aktivist im Austrian Social Forum/ ASF; 0676 / 9723110)