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2008-12-14 KUNST als KAPITAL als KUNST als KAPITAL Teil II Im Gespräch mit Rainer Franz Im 19.Jahrhundert galten die Künstler als aufbäumender Gegenentwurf zum Unternehmertum und seinen bürgerlichen Moralvorstellungen. New-Age-Artige Managementphilosophien des „Heutes“ orientieren sich an Idealen und Schlagwörtern wie Flexibilität und Kreativität. Lieblingswörter wie Innovation und Individualität paaren sich mit Autonomie und persönlichen Engagement. Der Künstler wird zum Prototyp des flexiblen und kreativen Arbeitnehmers. Galt die Kunst als exotisches Gegenmodell zur abhängigen Erwerbsarbeit, so zu sagen als Reich der Freiheit, im Gegensatz zum Reich der Notwendigkeit, so entwickelt sie sich mehr und mehr zur völlig verlorenen ICH-AG, im Einzelkämpfertum, zum Ideal einer Welt, wo lebenslanges Lernen/Schaffen propagiert wird. Am Beispiel Frankreich hat sich zwischen 1987 und 2000 die Zahl der Künstler mehr als verdoppelt. Eine paradoxe Lage? der Markt schreit einerseits nach neuen Künstlern und ihren Produkten, andererseits drängt er Künstler ins Abseits. Die anerkannte Vermarktung von Kunst als PRODUKT, impliziert ein weniger kritisches Urteil über das Werk und deren Inhalt an sich. Das Werk erhält seine Sinnhaftigkeit und Berechtigung erst durch den Preis, welcher am Markt erzielt werden kann, je höher der Preis, umso mehr Kunst ist drinnen und somit mehr Sicherheit für den Käufer. Die Käufer begeben sich lieber in die Obhut von Galeristen und Kunsthändlern, da Sie sich selbst kein Urteil über die Kunst zumuten wollen oder können. Diese Entwicklung führte einerseits zu Kunstkonsumenten, Kunst wird konsumiert, dient als Wertanlage etc. und andererseits steht eine völlig ratlose Kunstszene vor der großen Frage: WAS IST KUNST? Durch die Käuflichkeit Ihrer Kunst und durch den Ausverkauf und die Ausschlachtung Ihrer Werke im Sinne einer neuartigen Marketinginszenierten Eventkultur, bleibt den Künstlern nur mehr die Unsicherheit Ihrem eigenen Werke gegenüber.
Jene Künstler, welche nicht von der Vermarktung Ihrer Kunst leben könne oder wollen werden zurück gedrängt und gelten als No Names und sind nicht einordenbar. Durch Ihre nicht Präsents am Markt sind sie als Kunstschaffende nicht erwähnenswert und werden auch gerne als so genannte Hobby-Künstler bezeichnet, oder werden gar als missraten Subjekte dargestellt, welche halt einfach nicht ernsthaft genug Kunst „produziert“ haben und es deshalb nicht „geschafft“ haben. In diesem Sinne möchte ich Euch einige Künstler vorstellen, welche sich freiwillig oder unfreiwillig, einige noch voller Hoffnung, den Kunstmarkt stellen oder verweigern und das mit vollen Körpereinsatz, ja, sogar bis zum Tode. Im Gespräch mit Rainer Stern![]() Rainer Stern:" Heilerin", Öl auf Leinwand Du arbeitest momentan an einen Auftragswerk für Herrn M., Schlossbesitzer, Unternehmer, Kunstsammler. Diese finanzstarke „Sammlerelite“, welche Art von Sammlerleidenschaft ist das für dich? Stern: Es ist wohl eine vernünftige Form, ohne Sammler würde ich ja nichts verkaufen. Als Künstler muss ich aber erst den richtigen Sammler finden und solange ich über keinen Bekanntheitsgrad als Künstler verfüge, solange kauft ein Sammler nicht so einfach eine Arbeit. Ein weiteres Problem ist auch die Einmischung bei Auftragsarbeiten, bei einem berühmten Namen traut man sich nicht so einfach Einfluss auf das Werk nehmen zu wollen. Der Künstler ist in deren Fänge, oft muss man auch im nachhinein über den Preis der Arbeit streiten. Es gibt wenige Sammler, die sich auf junge/unbekannte Leute spezialisieren. Leider! Es gibt wenige die auch wirklich einen Bezug zum Werk an sich haben und die Kunst nicht als Wertanlage sehen. Aber es gibt sie. Ein Sammler ist aber sicher ganz was anderes als ein „normaler“ Kunde, einfach schon alleine deshalb, weil bei einem großen Sammler oft das Geld lockerer sitzt, Sammler haben aber auch enormen Vorstellungen und die Mehrheit riskiert lieber nicht in unbekannte Namen. Wie bestreitest du deinen Lebensunterhalt? Könnte man sagen, dein Einkommen schwankt so wie die Aktienkurse steigen und fallen? Stern: Jein. Viele Maler tendieren mehr zur Zurückgezogenheit, sie vergessen auf das Geschäft, weil sie keine Geschäftsmenschen sind. Natürlich kann man mit der Gabe des Geschäftssinnes und mit Ehrgeiz ausgewogen verdienen. Viele haben aber keinen Geschäftssinn... Es gibt auch kein Netzwerk für die Künstler, sie schließen sich nicht zusammen, um über die schwierige Lage eines unkontrollierten Marktes aufmerksam zu machen und dagegen anzukämpfen. Der Galerist B.B steckt in einer Krise. "Die Eigendynamik, die der Kunstbetrieb in den vergangenen Jahren entwickelt hat, geht mir auf die Nerven." und dass die Frage, was Kunst ist, heute im Auktionshaus beantwortet wird. Die Werke seiner Künstler werden nicht mehr nach Inhalten abgeklopft, sondern nur nach ihrem Marktwert. Galerien als einzige Kunstkenner, als Beurteiler, über echte und unechte Kunst? Stern: Galerien sind für mich manchmal sehr unvermögend. In ihrer Beurteilung über das Kunstwerk und dessen Marktwert. Auktionshäuser sind auch in Wirklichkeit kein Barometer für die Bedeutsamkeit eines Kunstwerkes. Sehr wohl aber für den momentanen Realwert. Ich sehe bei beiden Institutionen, bei allen Respekt, vor allen viel Geschäftssinn dahinter, also Kunst als Ware. ![]() Rainer Stern:"Arise ", Öl auf Leinwand Der Ableger der konservativen Art Basel, die Art Basel Miami, hat sich zum Liebling des Kunst-Jet-Sets gemausert. Diese Messe ist mittlerweile zur größten amerikanischen Kunstmesse avanciert, einer Art Shopping Mall der Spaßgesellschaft. Viele Banken pumpen enorm viel Geld in die Kunst/Kultur, auch die Art Cologne wird von Banken und Unternehmen als prestigeträchtige Plattform genützt. Welche Gedanken komme bei solchen Schilderungen hoch? Stern: Ich beschäftige mich nicht mit Messen, weil dort sind ja nur die Galerien vertreten. Ich fühle mich da überhaupt nicht zugehörig. Wenn einer bereits einen bekannten Namen hat und auch noch Autodidakt ist, scheint es überhaupt kein Problem zu sein. Bist du aber unbekannt, ist es plötzlich sehr wohl ein Problem Autodidakt zu sein. Soll sich da noch einer auskennen? Diese Messen sind wieder was exklusives für einige Wenige. Angeblich kaufen die Galerien auch oft die Künstler selber, damit sie den Preis höher treiben können. Diese eigenartigen Bankpreise sind mir sehr suspekt. Überhaupt die Einmischung des ganzen Bankenwesens, wo es ja im Grunde nur um Wertanlagen geht, Banken haben noch nie was verschenkt, sie geben es vielleicht vor, im Grunde erwarten sie sich immer was. Adorno spricht von Kulturindustrie, im Geistigen wie im Materiellen Sinne, was ist für dich ein „authentisches Kunstwerk“, was ist für dich „Kunstware“? Stern: Ob ein Werk authentisch ist hängt IMMER vom Künstler ab, NIE vom Käufer oder Kritiker. Desto ehrlicher die Gedanken zum Werk, desto tiefsinninger ist dieses auch. Der Betrachter oder das Publikum haben sehr wohl ein Urvertrauen, sie können spüren was Kunst ist, dieses Urvertrauen wird und wurde aber mehr und mehr gestört, durch die Beeinflussung von Kritikern etc. wo gibt es da noch eine kulturelle Weiterentwicklung? Ich sehen da nicht viel, der normale Bürger ist verunsichert und verwirrt, niemand weiß mehr an was man glauben soll. Heute Damian Hirst morgen Mr.X... Was wäre dann eine konstruktive/akzeptable Kritik eines Kritikers? Stern: unbestechliches Denken! Was ist für dich „Kunstware“? Stern: Sobald ich mit dem Gedanken zur Leinwand gehe, jetzt will ich ein Bild malen, welches mir eine Menge Geld einbringt, sobald dieser Gedanke da ist, behindere ich mein freies und inneres Schaffen. Es geht so zu sagen, die „Unschuld“ für das noch unvollendete Werk verloren. Aber auch was großes Schaffen wollen, dieser selbstauferlegte Druck, kann dazuführen, dass man in ein Krise schlittert. ![]() Rainer Stern:"Brennende Venus Anadynomene", Öl auf Leinwand Du arbeitest auch eng mit dem Malerfürsten Ernst Fuchs zusammen, betreust seine Ateliers etc, warum umgeben sich die Künstler so gerne mit materiellen luxuriösen exklusiven oder außergewöhnlichen Dingen? Der Künstler, vielleicht der größte Historie-Materialist im Grunde selber? Stern: Diese Liebe zu schönen Dingen rührt daher, dass feinsinnige Künstler eine großen Sinn für Ästhetik haben und in Luxusgütern findet man diese Ästhetik. Aber es ist auch ein dehnbarer Begriff, für jeden Menschen ist Luxus auch was anderes. Der Wunsch aber exklusiv zu wohnen, oder an außergewöhnlichen Orten zu verweilen hängt oft mit der Introvertiertheit des Künstlers zusammen, aber auch der Hang „anders zu sein“, dieser Gedanke kann aber auch wieder behindern. Danke für das Gespräch ![]() Diana Wolschner dankt Rainer Stern für das Gespräch Rainer Stern zum Thema Kunst
"Geadelt durch das Wissen um das Unvergängliche in allen Dingen, gibt der reife Maler mit seinem Werkzeug dem Medium Farbe immer neue Ausdrucksformen - und ähnelt damit der spielerischen Kraft, die myriardenfach den Kosmos durchdringt. Weitere Informationen über Rainer Stern unter: www.rainer-stern.at
Schoener Beitrag !
Rainer Stern ist 1 ausgezeichneter Maler und hätte an mehrere sogenannten akademischen Maler einiges vieles zu lehren!! Er mahlt so schön, genau und feinfüllig wie Giotto oder die Meister der "Fondi Oro". Auch diese selben haben sie sich die eigenen Wissen und Technik der Malerei angeeignet und dann erst weiter vermittelt, also an Schüler gelehrt. Ich bewundere Raimer Stern genau so wie diese alten Meister und habe ihm als moderner Alte Meister in meinen Sammlungen ein wichtiger Platz, mit mittlerweile schon 3 Werke!, gewidmet.
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