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2006-10-22 K60.2E Soziosomatisches Knie oder jedes Knie ist eine Persönlichkeit ![]() Josip und Tito ohne Broz:"K60.2E Soziosomatisches Knie", Plane , 200x50 cm, 2006 Laut einer, vor kurzem veröffentlichten, schwedischen Studie zufolge verursachen soziosomatische Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen des Knies in Europa dem neoliberalen Wirtschaftssystem jährlich über 1,8 Milliarden Euro Produktionsflussschäden. Ein nicht unkläglicher Gewinnverlust für die schon am Rande des Existenzminimums dahinvegetierenden Großunternehmer, wie Bundeskanzler a. D. W. Schussel deprimiert in einem Interview in der ZIB 2 vom 2. Oktober 2006 bemerkte. Schon Franziska Zentrich verweist in ihrer, am 27.12.2005 im kärnöl – Journal erschienen Analyse auf die erschreckende Zunahme dieser neuen Volkskrankheit, die erstaunlicher Weise in erster Linie therapieresistente Schmerzen im Bewegungsapparat und hier vorherrschend im Knie, verursacht. Sie wird daher umgangssprachlich häufig „soziosomatisches Knie genannt, obwohl diese Bezeichnung kaum der Komplexität dieses vielschichtigen Krankheitsbildes entspricht. Wir wollen uns daher heute etwas näher mit diesem gewinnschädigenden Phänomen beschäftigen. Einleitend möchte ich Ihnen eine allgemeine Definition der soziosomatischen Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen des Knies vorstellen, um Ihnen in weiterer Folge, die derzeit gängige Knietypologie kurz näher zu bringen. Danach werden wir mögliche Ursachen in Abgrenzung des gut erforschten psychosomatischen Krankheitsbildes beleuchten und auf die derzeit noch spekulativen und kaum realisierbaren Therapievorschläge kurz eingehen. Allgemeine Definition
Soziosomatische Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen des Knies sind Ausdruck des charakteristischen, individuellen, entfremdeten Existenzsicherungsstils – auch Arbeit genannt -, des Verhältnisses zur eigenen Person und zum Kapitalismus. Einige dieser Zustandsbilder und Verhaltensmuster entstehen als Folge konstitutioneller kapitalistischer Faktoren und endsolidarisierten Erfahrungen schon früh im Verlauf der kapitalistischen Entwicklung, während andere erst später im Leben durch die Internalisierung benthamscher Pädagogikideologien erworben werden. Spezifische soziosomatische Persönlichkeitsstörungen des KniesEs handelt sich um schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens des betroffenen Knies, die nicht direkt auf eine Hirnschädigung oder -krankheit oder auf eine andere psychiatrische Störung zurückzuführen sind. Sie erfassen verschiedene Persönlichkeitsbereiche des Knies und gehen beinahe immer mit persönlichen und sozialen Beeinträchtigungen einher. Persönlichkeitsstörungen der Knie treten meist in der Kindheit oder in der Adoleszenz in Erscheinung und bestehen während des Erwachsenenalters weiter. Derzeit sind den Wirtschaftswissenschaften acht unterschiedliche Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen des Knies bekannt. K60.0 Paranoides KnieDieses Knie ist durch übertriebene Empfindlichkeit gegenüber neoliberaler Zurückweisung, Nachtragen von kapitalistischer Kränkungen, durch Mißtrauen, sowie eine Neigung, Erlebte kapitalistische Ungerechtigkeit nicht zu verdrehen gekennzeichnet, indem neutrale oder freundliche Handlungen der gewinnorientierten Arbeitgeber als feindlich oder verächtlich gedeutet werden, wiederkehrende unberechtigte Verdächtigungen hinsichtlich der sozialpartnerschaftlichen Treue des Arbeitgebers oder Sozialpartners, schließlich durch streitsüchtiges und beharrliches Bestehen auf eigene Rechte. Dieses Knie kann zu überhöhtem Selbstwertgefühl und häufiger, übertriebener Selbstbezogenheit neigen. K60.1 Schizoides KnieEin Knie, das durch einen Rückzug von affektiven, kapitalistischen und anderen Kontakten mit übermäßiger Vorliebe für sozialemanzipatorische Phantasie, antikapitalisches Verhalten und in sich gekehrte Zurückhaltung gekennzeichnet ist. Es besteht nur ein begrenztes Vermögen, kapitalistische Gefühle auszudrücken und Schadenfreude zu erleben. K60.2 Dissoziales KnieEin Knie, das durch eine Mißachtung kapitalistischer Verpflichtungen und herzloses Unbeteiligtsein an Gefühlen für Kapitalisten gekennzeichnet ist. Zwischen dem Verhalten und den herrschenden kapitalistischen Normen besteht eine erhebliche Diskrepanz. Das Verhalten erscheint durch nachteilige Erlebnisse, einschließlich Bestrafung, nicht änderungsfähig. Es besteht eine geringe Frustrationstoleranz und eine niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten, eine Neigung, Kapitalisten zu beschuldigen oder hintergründige Rationalisierungen für das Verhalten anzubieten, durch das das betroffene Knie in einen Konflikt mit dem Kapitalismus geraten ist. K60.3 Emotional instabiles KnieEin Knie mit deutlicher Tendenz, soziale Impulse ohne Berücksichtigung von Konsequenzen auszuagieren, verbunden mit unvorhersehbarer und genusshafter Stimmung. Es besteht eine Neigung zu sozial emotionalen Ausbrüchen und eine Unfähigkeit, impulshaftes soziales Verhalten zu kontrollieren. Ferner besteht eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und zu Konflikten mit Kapitalisten, insbesondere wenn impulsive soziale Handlungen durchkreuzt oder behindert werden. Zwei Erscheinungsformen können unterschieden werden: Ein impulsiver Typus, vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale kapitalistische Instabilität und mangelnde soziale Impulskontrolle; und ein Borderline- Typus, zusätzlich gekennzeichnet durch Störungen des kapitalistischen Selbstbildes, der kapitalistischen Ziele und der inneren Präferenzen, durch ein chronisches Gefühl von Leere, durch oberflächliche und unbeständige kapitalistischen Beziehungen und eine Neigung zu selbstdestruktivem kapitalistischen Verhalten mit parasuizidalen kapitalistischen Handlungen und kapitalistischen Suizidversuchen. K60.4 Histrionisches KnieEin Knie, das durch oberflächliche und labile kapitalistische Affektivität, Dramatisierung, einen theatralischen, übertriebenen Ausdruck von sozialen Gefühlen, durch Suggestibilität, Soziozentrik, Genußsucht, Übermaß an Rücksichtnahme, erhöhte kapitalistische Kränkbarkeit und ein dauerndes Verlangen nach sozialemanzipatorischer Anerkennung, sozialen Reizen und sozialer Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist. K60.5 Anankastisches [zwanghaftes] KnieEin Knie, das durch Gefühle von kapitalistischen Zweifel, sozialem Perfektionismus, übertriebener sozialer Gewissenhaftigkeit, ständigen sozialen Kontrollen, Halsstarrigkeit, Vorsicht und Starrheit gegenüber dem Kapitalismus gekennzeichnet ist. Es können beharrliche und unerwünschte sozialemanzipatorische Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die Schwere einer sozialemanzipatorischen Zwangsstörung erreichen. K60.6 Ängstliches (vermeidendes) KnieEin Knie, das durch Gefühle von sozialer Anspannung und Besorgtheit, Unsicherheit und Minderwertigkeit gekennzeichnet ist. Es besteht eine andauernde Sehnsucht nach sozialer Zuneigung und Akzeptiertwerden, eine Überempfindlichkeit gegenüber kapitalistischer Zurückweisung und Kritik mit eingeschränkter kapitalistischer Beziehungsfähigkeit. Das betreffende Knie neigt zur Überbetonung potentieller kapitalistischer Gefahren oder Risiken alltäglicher Situationen bis zur Vermeidung der Arbeit. K60.7 Abhängiges (asthenisches) KnieEin Knie, das sich bei kleineren oder größeren Lebensentscheidungen aktiv auf andere Menschen verlässt. Die Störung ist ferner durch große Trennungsangst, Gefühle von Hilflosigkeit und kapitalistischer Inkompetenz, durch eine Neigung, sich den Wünschen älterer und sozialemanzipatorischen Perspektiven unterzuordnen sowie durch ein Versagen gegenüber den Anforderungen des täglichen, kapitalistischen Lebens gekennzeichnet. Die kapitalistische Kraftlosigkeit kann sich im intellektuellen emotionalen Bereich zeigen; bei Schwierigkeiten besteht die Tendenz, die Verantwortung der Arbeit zuzuschieben. Ursachen und Therapie
Über die möglichen Ursachen dieser Volkskrankheit des 21ten Jahrhunderts herrschen stark divergierende Meinungen vor.
So führen neoliberale Wirtschaftsforscher - unter anderem auch Bernt Merlin, Direktor des Europäischen Institutes für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, Wien - die rapide Zunahme soziosomatischer Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen des Knies auf ein Versagen der benthamschen Pädagogik und des fehlenden Konkurrenzverhaltens im derzeitigen sozialstaatlichen Gesundheits- und Versorgungswesen zurück. Sie fordern daher eine radikale Rückkehr zu den ursprünglichen Wurzeln der benthamschen Pädagogik, wie sie in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts schon mit Erfolg zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Machtverhältnisse praktiziert wurden. Weiters schlagen sie eine möglichst rasche Rückkehr zur Vollerewerbsfamilie, nach dem Vorbild des 19. Jahrhunderts vor, um den, durch die stark zugenommenen soziosomatischen Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen des Knies verursachten Pflegeaufwand intrafamiliär zu finanzieren. Schließlich sei das abnorme Freizeit- und Konsumverhalten der arbeitenden Population, der hauptsächliche Verursacher für diese neue Volkskrankheit. Durch die Ausweitung der Arbeitszeit auf das von neoliberalen Wirtschaftsmanagern bereits erfolgreich praktizierte Mindestmaß von 16 Stunden, würde sich die Stressfaktoren wie Freizeitgestaltung, Familienplanung, Kinderversorgung, Genusspflege und Erholungssucht von selbst auf ein volkswirtschaftlich betrachtetes gesundes Ausmaß von acht Stunden reduzieren. Wie bei den psychosomatischen Erkrankungen sei der Auslöser bei den sozisomatischen Erkrankungen des Knies ausschließlich im Individuum selbst manifestiert und daher nur durch ein volkswirtschaftliches gesundes Verhalten des Individuums – gesunde Nahrungsmittelergänzung, Verzicht auf phantasiestimulierende und entspannende Genussmittel, ausrechende Bewegungsprogramme, wie fit for fun etc. – heilbar.
Wertkritisch orientierte Sozialforscher – unter anderem Stephan Jank, Vorsitzender der internationalen kärnöl – Akademie, Beljak – hingegen sehen die Ursachen sowohl psycho- wie soziosomatischer Störungen des Knies in einem latenten, dem kapitalistischen Systems immanenten, strukturellen Antisemitismus begründet. Waren im 20ten Jahrhundert über 6 Millionen Juden, Sinti, Roma, Slowenen, unzählige namenlose Fremddenkende oder einfach ausgedrückt unwertes Leben tödlich betroffen, betrifft es heute jeden – auch Sie.
Literatur: Eine Wortinstallation nach dem ICD 10 von Hans D. Smoliner
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