2004-06-11
Zum Vatertag: „Lavanttaler Mostbraten“
llieswosgscheits
Ja das waren noch Zeiten, als meine Mutter Franziska Zentrich, geborene Hochl als zehnjähriges Mädchen ihren Herrn Vater, Josef Hochl, seines Zeichen Gerichtsvollzieher von St. Paul zu Fuß aus Unterdrauburg heimholen musste. Dieser war, was des Öfteren vorkam, auf einer seiner ausgiebigen Exekutionsexpeditionen in einem dieser Landgasthäuser beim Tarockieren hängen geblieben. Meine Großmutter Franziska Hochl konnte es nämlich überhaupt nicht leiden mit ihrem sonntäglichen Mittagsmahl auf ihren Göttergatten zu warten. Besonders empfindlich war sie, wenn es sich dabei um einen Lavanttaler Mostbraten handelte.
Rechtzeitig zum kommenden Vatertag möchte ich Ihnen daher, sehr geehrte kärnöl Leserinnen und Leser, das Rezept meiner Großmutter weitergeben. Sie brauchen dazu ca. 1kg Lungenbraten, den Sie mit etwas Salz und Basilikum einreiben und mit Selchspeck schief hinein durchziehen. Dann legt man ihn auf Beinmark, einigen Zwiebelringen und Karottenscheiben, dünstet ihn anfangs im eigenen Saft und dann mit Suppe, bis er Farbe hat, gibt hierauf Brösel von Kornbrot, Limonenschalen und ein Lorbeerblatt dazu und gießt, wenn die Brösel angelaufen sind, ein wenig vom eingesottenen Lavanttaler Most darauf, was man wiederholt sooft der Saft eingeht. Während der Braten so eine Stunde zugedeckt vor sich hindünstet, empfehle ich Ihnen, sehr geschätzte kärnöl Leserinnen und Leser in Christian Futscher´s Buch „Männer wie uns“ (Verlag Deuticke – ISBN 3-216-30656-9) zu schmökern. Eine Großstadt, Kleinstadt, St. Paul – egal – Hauptsache nachts. Am Rand einer Straße ein Mann – mein Freund, mein Gatte, mein Vater - stockbetrunken. Voll Selbstmitleid schwadroniert er über sein Leben. Nur der Vollmond bleibt als Publikum für die Wortkaskaden des Sprücheklopfers – „Ihr werdet fragen: Warum hast du dich noch nicht umgebracht?, und ich antworte euch: Ganz einfach, weil ich schon vollkommen verblödet bin. Weil ich so weich in der Marille bin, dass es zum Heulen ist.“
„Das Leben der Väter ist nicht anders als ein Fußballspiel mit Dutzenden von Mannschaften. Und Schuld an der ganzen Chose haben selbstredend wir Frauen, diese Verbürgerlichungsmaschinen.“
Bitte vergessen Sie, während der Lektüre nicht Ihren köstlichen Braten mit Most aufzugießen, denn „einmal sagte mir jemand, dass Bier dumpf mache. Genau, sagte ich, und darum trinke ich auch soviel davon! Andernfalls wären meine permanenten Geistesblitze, mein Witz und Esprit nicht auszuhalten. Schon immer musste ich mich dämpfen und in eine alberne Heiterkeit flüchten, damit ich es überhaupt aushalte, dieses Leben in meinem Kopf.“
Bevor Sie liebe kärnöl Leserinnen und Leser Ihren Kopf verlieren, lassen Sie Ihren Vatertagsbraten noch eine halbe Stunde abgedeckt braten, damit er Farbe annimmt und genießen Sie Wolfgang Puschnig´s „Pieces Of The Dream“ mit einer äußerst interessanten Interpretation von Günther Mittergradnegger`s „Is schon still uman See“.
Beim Anrichten passiert man den Saft über das Fleisch und mischt ihm ein paar Löffelvoll geriebenen frischen Stangenkren bei.
Dazu passen Knödel, gebratene Erdäpfel, Blaukraut und ein gut temperiertes „Hirter Bier“.
Gutes Gelingen und keine Wartezeit auf Väter
wünscht Ihnen
Ihre Franziska