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Stephan Jank

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2004-03-09

Wollen wir eine nachhaltige? oder eine andere! Gesellschaft

Schon der erste Folgeartikel "Der Kapitalismus als Chance" von Robert Kravanja auf den Diskussionsanstoß "Wie könnte eine nachhaltige Gesellschaft aussehen?" von Walther Schütz fördert einen Klärungsbedarf ans Tageslicht, dessen Befriedigung ich mir hier nicht anmaße, den ich aber gerne dem gleisenden Licht der Diskussion aussetzen möchte.

Dazu seien mir vorab ein paar Bemerkungen erlaubt. 'Nachhaltigkeit' ist in seinen Ursprüngen ein Begriff der Forstwirtschaft und beschreibt eine Methode der Bewirtschaftung, die dem Forst zum Zwecke der wirtschaftlichen Verwertung nur jenes Quantum an Holz entzieht, dessen periodischer Zuwachs natürlich und damit langfristig gesichert ist. Das ist genau der Umgang mit Natur, wie man ihn sich wünscht. Eine Verwendung natürlicher Ressourcen, die nicht kurzfristig deren unwiederbringlichen Verbrauch nach sich zieht, sondern durch die Sicherstellung ihrer natürlicher Regeneration eine langfristige gesellschaftliche Reproduktion auf der Basis eben dieser Ressourcen ermöglicht..

Mit diesem ökologisch überaus positiven Begriff der 'Nachhaltigkeit' im Gepäck marschierte in den letzten Jahren eine ökologistisch zu nennende Gesellschaftskritik los und transkribierte ihn in den sprachlichen Kontext des gesellschaftskritischen Diskurses. "nachhaltige Gesellschaft", "nachhaltige Welt", "nachhaltige Entwicklung", all das sind Ergebnisse dieser Transskription und all diese Begriffe finden sich im Artikel von Walther Schütz.

Nun macht der Begriff der 'Nachhaltigkeit', mit all seiner ökologisch positiven Bedeutung, aber sofort Probleme in seinem neuen diskursiven Umfeld, zumal die angesprochene Transkription wohl sprachlich (in nachvollziehbarer, konnotierender Absicht) aber, wenn überhaupt, dann nur teilweise semantisch in Form einer sinnvollen Neudefinition stattgefunden hat. Der Begriff der 'Nachhaltigkeit' ist und bleibt daher auch in seinem neuen Umfeld was er immer war: Die Antwort auf die Frage, "wie das Abgelaufene weiterlaufen kann, ohne aus dem Ruder zu laufen.". Oder, um weiter mit Franz Schandl zu sprechen: In seinem neuen Umfeld verfolgt der Begriff der 'Nachhaltigkeit' nicht mehr seinen ursprünglich ökologischen Anspruch, "die Welt zu erhalten", sondern hier kann er plötzlich nur mehr den Anpruch erheben, "die Welt, wie sie ist, zu erhalten."

Aber damit nicht genug wird sich eine solche, ursprünglich ökologisch (und damit biologisch) motivierte und in den gesellschaftlichen Diskurs transkribierte Affirmation bestehendender Zustände nicht einmal dem Vorwurf der Biologisierung sozialer Prozesse so ohne weiteres entziehen können.

Diese Überlegungen beschreiben aber nur eine Facette des Problems, das man sich mit der Verwendung des Begriffs 'Nachhaltigkeit' im gesellschaftlichen Diskurs einfängt. Selbst wenn man nämlich einen korrekteren Umgang mit dem Begriff unterstellt, also etwa "nachhaltige Gesellschaft" als eine Gesellschaft definiert, die mit ihren Ressourcen im ökologischen Sinn nachhaltig umgeht, selbst dann noch führt der Begriff, wie man bereits am ersten Diskussionsbeitrag sehen kann, zu Schwierigkeiten bei der Diskussion grundsätzlich anderer Gesellschaftsmodelle. Ja mehr noch: er schränkt den Blick auf das wahre Ausmaß des Diskussionsstoffes unbotmäßig ein.

Der Nachhaltigkeitsbegriff mit all seiner ökologistischen Konnotation ist nämlich seinem Ursprung nach ja zu aller erst auch ein ökonomistischer. Lenkt man nun das radikale Neudenken einer Gesellschaft bereits durch die Fragestellung in eine solche ökonomistische Richtung, so führt das unweigerlich zu einer Erblindung am ideologischen Auge. Kapitalismus (also das allumfassende System, in dem unsere Gesellschaft verharrt, wie ein waidwundes Tier) als notwendiger Ausgangspunkt eines solchen Denkprozesses ist nämlich nur unter vielem, vielem anderen ein ökonomisches Modell. Kapitalismus hat nur unter vielem, vielem anderen mit freiem Markt (den sich einige wenige transnationale Konzerne teilen), mit wundersam selbstregulierenden Gleichgewichten von Angebot und Nachfrage (die von Kindern auf den Kakaoplantagen von Nestle & Co in Afrika oder in den Textilfabriken von Hennes und Mauritz in Indien hergestellt werden), mit leistungsgerechter Bezahlung (wie sie die Frauen in unseren heimischen Fabriken oder in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen erhalten) zu tun.

Kapitalismus ist viel, viel mehr als Ökonomie. Und damit muss das Neudenken einer Gesellschaft auch viel, viel mehr berücksichtigen als die ökonomischen Aspekte dieser neuen Gesellschaft. Damit es nämlich überhaupt erst zu einer kompletten Durchökonomisierung aller gesellschaftlichen Bereiche im kapitalistischen Sinne kommen konnte, musste eine ideologische Diktatur in bis dato unbekanntem Ausmaßes errichtet werden. Die Morphologie und Auswirkungen dieser Diktatur (also des Kapitalismus in seiner gesamten ideologischen Dimension) aber bleiben durch die rein ökonomistisch suggerierte Fragestellung nach einer nachhaltigen Gesellschaft ausgespart.

Ich denke, dass eine andere Gesellschaft unter vielem, vielem anderen auch eine nachhaltige Gesellschaft sein muss; im Sinne von nachhaltigem Umgang mit Ressourcen. Ich denke aber auch, dass diese Form der Nachhaltigkeit das Ergebnis einer anderen Gesellschaft sein wird und nicht deren Voraussetzung.

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teferle bernhard, 2004-02-06, Nr. 981

hi stephan!

ganz deiner meinung. vor allem, und das denke ich, ist sehr wesentlich, ist eine streng ökologistische sicht der dinge beinahe zwangsläufig eine biologistische. die grünen, auf grund der heterogenität in den führungsgremien und in der wählerInnenschaft werden ja ständig zu einem wenig konkreten spagat zwischen ökologismus in ressourcenfragen und orientierungslosigkeit in sozialen, besser verteilungsfragen gezwungen. ihre orientierungslosigkeit bewusst oder unbewusst wahrnehmend, erfolgt die öffentliche positionierung der grünen im wesentlichen in ressourcenfragen. als interessensvertretung für den viel missbrauchten kleinen menschen sind sie kaum politisch existent. die gründe dafür sind offenkundig. auch den grünen ist mittlerweile das wählerInnenfischen im bildungsbourgeoisen segment wichtiger, als das pflegen ihre ursprüglich linken gesellschaftlichen vorstellungen. bedingt durch ihre führungsclique.
deine kritik am inflationären gebrauch des begriffes der nachhaltigkeit teile ich, nur du musst uns zumindest auch ein gesellschaftveränderungsdogma präsentieren nach dessen vorgaben und einlösen eine gesellschaft entstehen kann, deren resultat nachhaltigkeit ist, wie du zu dozieren pflegst. also sollen wir uns mit kalaschnikoffs und selbsttötungssprenggürteln eindecken oder die mühsal demokratischer veränderung, gespielt nach ihren mediendiktaten antun. sprich zu uns stephan. und noch eins stephan, schön wäre zu wissen, wohin deiner meinung nach die reise gehen soll. skizziere in groben linien, gemeint sind 10 000 seiten des entwurfes eines nachvollziehbaren, glaubwürdigen und nachhaltigen paradieses. vergiss dabei nicht bei sloterdijk über die domestikation des zweibeinigen nach zu lesen.

lebe weiterhin kunstvoll und tollkühn und hasta la victoria sempre

bernhard

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