2003-10-16
Bergsteigen
Willst du je am Gipfel sitzen,
heißt es früh aufstehen,
und alsgleich beim Weggehen schwitzen,
im Weiteren folgt stundenlanges Gehen.
Setzt du dich nieder, nur zur Jause,
hast du dich bereits vertan,
denn nach dieser kleinen Pause,
fängt die Qual von vorne an.
Schließlich wird der Weg noch steil,
vor der Höhe es dir gar so graust,
verzweifelt knüpfst du dich ans Seil,
und möglichst nicht nach unten schaust.
Immerhin gilt es das Leben zu verlieren,
mit diesem Denken in dem Kopf,
steigst weiter du auf allen Vieren,
nicht sehr elegant,- schon eher armer Tropf.
Im linken Schuh formt sich der Socken,
während du die Zähne zusammenbeißt,
zu einem schrecklich großen Brocken,
du spürst wie des Fußes Blase reißt.
Ob es den Anderen auch so gehe,
fragend suchen deine Augen,
in Momenten, so du bist in deren Nähe.
Oder sind`s die Schuh, die gar nicht taugen?
Schon fängt an der Gipfel zu entzücken,
wähnst als Sieger, Dich jetzt schon,
nur war`s ein weit`rer Bergesrücken,
die Euphorie eilt rasch davon.
Draußen, weit am Horizont,
siehst du ein Kreuz,- ein kleines,
du bleibst von nichts verschont,
erinnert dich der Schmerz des Beines.
Was soll wohl so ein Kreuz am Gipfel,
es liegt noch gar so schrecklich weit,
du siehst im Tal das Gasthaus, neben Fichtenwipfel,
zum Umkehren machst du innerlich schon bereit.
Der Bergführer gibt dir neue Kraft,
noch klingen dir die Worte im Ohr,
wir haben es sogleich geschafft,
dir kommt`s schon lange ewig vor.
Das Gipfelkreuz nimmt an Gestalt,
ein lächerliches halbes Stündchen,
du zwingst dich weiter mit Gewalt,
folgst der Gruppe, wie ein Hündchen.
Ein Wunder ist geschehen,
der Bergführer reicht dir die Hand,
siehst wirklich dich am Gipfel stehen,
die Nase quält der Sonnenbrand!
Du rettest mühsam deine Finger,
gleich nach kernigem "Berg Heil",
aus des Bergführers Finger-Zwinger,
zählst sie nach, sie sind noch heil!
Noch rasch den Stempel in Pass,
für die ersehnte Wandernadel,
so macht Bergsteigen wirklich Spaß,
dir schmerzen ziemlich stark die Wadel.
Vor dem Abstieg wird indessen,
weil es sich so gehört,
noch ein Mordstrumm Speck gegessen,
dein Magen rebelliert unerhört.
Der Abstieg wird nun eingeleitet,
du sehnst dich nach dem Tal,
der Führer über den Grat dich begleitet,
die Wandernadel lohnt die Qual.
Beim Absteigen denkst du an die Stempel,
immerhin fehlen dir noch vier,
bevor du hinschmeißt diesen Krempel,
wegen der Wandernadel bist du ja hier!
Doch dann im trauten Heim,
erglänzt am Hut die Wandernadel,
du schindest Eindruck ungemein,
gehörst ja nun zum "Kraxler - Adel"!
Notwendiger Nachsatz:
Wie dem auch immer sei,
Gott hat die Berge einst erschaffen,
der Alpenverein ist stets dabei,
als Bindeglied zwischen Mensch und Affen!