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Hans Haider
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2006-03-29

Abwehrkämpferbund darf Villacher Stadtwappen führen

UNERTRÄGLICH UND DEMASKIEREND

Die Fakten

  • Villacher Gemeinderatssitzung am Montag, dem 27. März, Beginn 17.00 Uhr im Paracelsussaal des Villacher Rathauses.
  • Tagesordnungspunkt 7: Verleihung des Rechtes zur Führung des Villacher Stadtwappens an den Kärntner Abwehrkämpferbund, Ortsgruppe Villach, Obmann Oberst i.R. Mag. Gerhard Maier. Berichterstatter: Bürgermeister Manzenreiter.
  • Es gibt in Vilach 45 Gemeinderäte. Die Beschlussfassung erfolgte mit den folgenden 4 Gegenstimmen:
    • Susanne Zimmermann (Grüne)
    • Hans Haider (Grüne)
    • Ingo Mittersteiner (SPÖ)
    • Gunther Albl (SPÖ)
  • Reaktionen auf die Rede von Hans Haider: Der freiheitliche (oder BZÖ - wer weiß das heute schon so genau - , Anm.d. Redaktion) Gemeinderat Josef Spitzer springt während der Rede wütend - ein paar Schimpfworte ausstoßend - auf und verlässt den Saal.

Anmerkung der Redaktion

Lesen Sie hier die einzige Wortmeldung (des Villacher Grünen Hans Haider) gegen diesen unerträglichen und demaskierenden Beschluss. Diese Rede und viel mehr noch der gefasste Beschluss reissen dieser Stadt ihre Faschingslarve vom Gesicht und lassen eine rechte Fratze zum Vorschein kommen, derer man sich nur noch schämen kann. Weitere kärnöl-Beiträge zum Thema finden Sie hier.

Sehr geehrte Damen und Herren
des Villacher Gemeinderates!
Liebe Freundinnen und Freunde!

Wir alle wissen, dass die Erinnerungskultur in Kärnten vor allem durch folgende Organisationen geprägt wird. Durch den Kärntner Heimatdienst, durch die Kameradschaftsbünde, die Ulrichsberggemeinschaft, und durch den Kärntner Abwehkämpferbund. Diese Vereine sind personell und organisatorisch auf vielfältige Art und Weise miteinander verbunden und sie sind ohne Zweifel sehr erfolgreich und wirkmächtig. Ihr Einfluss auf das Geschichtsbewusstsein der Kärntner Bevölkerung ist sehr groß und sehr schädlich.

Gegründet im Jahre 1956 begeht der Kärntner Abwehrkämpferbund heuer sein 50-jähriges Bestandsjubiläum. Die Stadt Villach will ihm deshalb in der heutigen Gemeinderatssitzung die Berechtigung zur Führung des Stadtwappens verleihen. Die Villacher Grünen protestieren gegen diese Ehrung. Nach Ansicht der Villacher Grünen ist der Kärntner Abwehrkämpferbund dieser Ehrung nicht würdig.

Beim Kärntner Abwehrkämpferbund handelt es sich um eine Organisation, die seit ihrem Bestehen eine Politik gegen die slowenische Minderheit in Kärnten betrieben hat. Zuletzt ist dieser Verein dadurch aufgefallen, dass er den bereits ausgehandelten Kompromiss in der Ortstafelfrage hintertrieben und verhindert hat sowie dadurch, dass er Erkenntnisse des Verfassungsgerichtshofs ignoriert. Der Kärntner Abwehrkämpferbund ist hauptverantwortlich dafür, dass der Artikel 7 des Staatsvertrages, der die Rechte der slowenischen Minderheit festschreibt, nach 50 Jahren noch immer nicht erfüllt ist. Ebenfalls aufgefallen ist dieser Verein durch eine Postwurfsendung die kürzlich jeder Haushalt bekam. Darin schreibt der derzeitige Obmann des Kärntner Abwehrkämpferbundes LAbg. Fritz Schretter einen Artikel, einen deutschnationalen Artikel wie ich meine, und übertitelt denselben mit: "Keine Slowenisierung Südkärntens". Er meint damit, dass das Aufstellen von Ortstafeln zu einer Slowenisierung Südkärntens führt. Er will, und mit ihm der gesamte Kärntner Abwehrkämpferbund verhindern, dass sichtbar wird, was Tatsache ist: Nämlich: Dass es in Kärnten auch einen slowenischsprachigen Bevölkerungsanteil gibt, mit dem wir seit über tausend Jahren zusammenleben. Slowenischsprachige Ortnamen gehören zum Kärntner Kulturgut, zur Kärntner Identität. Dagegen anzukämpfen bedeutet gegen Kärnten zu kämpfen. Hier wird gegen etwas gekämpft, das zu unserer Identität dazu gehört. Insofern ist der Kärntner Abwehrkämpferbund nicht der Beschützer unserer Heimat, was er immer vorgibt zu sein, sondern der Feind unserer Heimat.

Und nun noch ein paar Worte zu dieser schrecklichen Überschrift "keine Slowenisierung Südkärntens". Noch um 1900 gab ein Viertel der gesamten Kärntner Bevölkerung Slowenisch als Umgangssprache an, heute sind es kaum noch 3%. Die Überschrift sollte also korrekterweise so lauten: "Über die erfolgreiche Politik der ethnischen Säuberung Südkärntens im Laufe des 20. Jahrhunderts".

Rechtsextremismus

Im Handbuch über Rechtsextremismus, herausgegeben vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, können wir über diese Organisation folgendes nachlesen: "Der Kärntner Abwehrkämpferbund pflegt die Tradition des Kärntner Abwehrkampfes mit ausgesprochener Frontstellung gegen die slowenische Minderheit. Durch diese spezifische Aufgabenstellung ist eine allgemeine rechtsextreme Ausrichtung zwar nicht gegeben, aber die Minderheitenfeindlichkeit dieses Vereins und die Querverbindungen zu rechtsextremen Organisationen und Personen rücken den Kärntner Abwehrkämpferbund in das Vorfeld des Rechtsextremismus."

Folgende Personen und Organisationen werden in diesem Zusammenhang vom Dokumentationsarchiv angeführt: Der Österreichische Kameradschaftsbund, eine Veteranenvereinigung ehemaliger Soldaten der deutschen Wehrmacht, der laut Dokumentationsarchiv zu einer der wichtigsten Gruppen im Vorfeld des Rechtsextremismus zählt. Dazu ein Zitat des Politologen Anton Pelinka: "Kameradschaftsbünde sind Träger eines weichen Rechtsextremismus und als solche wirken sie in die politische Kultur einer Gesellschaft hinein".

Die Kameradschaft IV: Hier handelt es sich laut Dokumentationsarchiv um eine rechtsextreme Veteranenorganisation ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS. Diese Organisation versucht die Waffen-SS, die vom Nürnberger Gerichtshof, wie wir heute wissen zu Recht, zu einer verbrecherischen Organisation erklärt wurde, als vierten Wehrmachtsteil, und damit als unbedenklich hinzustellen. Innenminister Löschnak stellte 1992 bezüglich dieser Vereinigung folgendes fest: "Die Kameradschaft IV verharmlost die Verbrechen des NS-Regimes und glorifiziert die SS".

Um einen Einblick in die Geisteshaltung des Kärntner Abwehrkämpferbundes zu bekommen, scheint es mir auch notwendig zu sein, einige Personen zu nennen, die diesen Verein im Laufe der Jahre wesentlich geprägt haben. Da wäre einmal Ing. Franz Stourac, ehemaliger Landesobmannstellvertreter des Kärntner Abwehrkämpferbundes. Er war 1984 erster Landessprecher der NDP-Kärnten, einer Neonazi Partei, und 1989 wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er den Massenmord mittels Giftgas während der NS-Zeit leugnete.

Weiters Ing. Alfred Jammernegg , ehemaliges Vorstandsmitglied des Kärntner Abwehrkämpferbundes. Er war Bundesobmann-Stellvertreter bei der Kameradschaft IV und Funktionär der Ulrichsberggemeinschaft, die dadurch bekannt ist, dass sie im Rahmen des Ulrichsbergtreffens Kameradschaftsabende mit ehemaligen SS-Angehörigen des In- und Auslandes organisiert, wo in Referaten die Rolle des deutschen Soldaten unter Einschluss der SS positiv dargestellt wird. Dann wäre noch der Villacher Helmut Themessl zu erwähnen. Als langjähriger Obmann des Kärntner Abwehrkämpferbundes, war er ebenfalls Funktionär bei der Kameradschaft IV. Helmut Themessl hat 1991 den Obmann Winfried Krivitsch abgelöst. Es gab damals anscheinend einen inhaltlichen Richtungsstreit zwischen Krivitsch und dem der Kameradschaft IV nahestehenden Flügel, repräsentiert durch Helmut Themessl. Dazu ein vielsagendes Zitat von Krivitsch: "Ich wollte einen Kurs der Aussöhnung einschlagen. Doch offenbar gibt es immer noch Kreise, die nur der deutschen Volksgruppe in Kärnten eine Existenzberechtigung zubilligen". Vermutlich wurde Krivitsch wegen dieser Politik aus seiner Funktion entfernt und durch Helmut Themessl ersetzt. Themessl stand als Funktionär der Kameradschaft IV für einen deutlich radikaleren Kurs.

Partisanenbewegung

Einen Einblick in die Denkweise des Kärntner Abwehrkämpferbundes bekommt man auch, wenn man sich mit seiner Homepage auseinandersetzt. Auf dieser Website wird vor allem der Zeitabschnitt von 1919 bis 1920 behandelt. Also der Abwehrkampf und die Volksabstimmung. Dann springt man, ziemlich unmotiviert, in das Jahr 1945, genauer Mai 1945, als die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee, also die Tito-Partisanen, wie sie vom Kärntner Abwehrkämpferbund mit beabsichtigter negativer Konnotation genannt werden, in Klagenfurt einmarschieren. Wie es dazu kam, warum es überhaupt eine Partisanenbewegung gab, darüber schweigt man. Die Naziherrschaft, die Deportation der Kärntner Slowenen im April 1942, vor allem aber der Überfall auf Jugoslawien im April 1941 und das Verschieben der Karawankengrenze nach Süden, also die Annexion Oberkrains an Kärnten unter die Zivilverwaltung des Kärntner Gauleiters Dr. Friedrich Rainer werden, obwohl dies für das Verständnis des Partisanenkampfes unbedingt notwendig ist, ausgeblendet. Die Partisanen fallen vom Himmel als böse Ungeheuer. Satanus ex machina!

Das kann nicht unwidersprochen bleiben. Indem ich mich auf eine Gedenkrede des Ordinarius für Zeitgeschichte der Universität Klagenfurt Prof. Dr. Karl Stuhlpfarrer beziehe, möchte ich dazu folgendes anmerken: "Die Partisanenbewegung ist im Kampf gegen ihre Gegner entstanden und ihr Kampf richtete sich gegen das Naziregime in Österreich und im deutsch besetzten Europa. Diesen Kampf führten sie gemeinsam mit den alliierten Streitkräften und in Übereinstimmung mit den Zielen der alliierten Streitkräfte. Gegen ein Regime, das nicht nur Kärnten und Slowenien, sondern ganz Europa mit Krieg und Terror überzogen hat. Die slowenische Partisanenbewegung war die Antwort auf den Überfall Nazideutschlands – und Österreich war damals ein Teil Nazideutschlands – auf Jugoslawien, die Antwort auf die brutale Germanisierungs-, Vertreibungs- und Beraubungspolitik in den besetzten slowenischen Gebieten der Untersteiermark und der Oberkrain. Diese Partisanenbewegung, die südlich der Karawanken schon im Sommer 1941 entstand, fand ihren Widerhall auch in Kärnten, als die Kärntner Nationalsozialisten ihre antislowenische Politik zu verstärken begannen und im April 1942 mit der ersten Massendeportation begannen. Das gab den Anstoß zur Führung des bewaffneten Kampfes auch auf Kärntner Boden. Hier verteidigten die Sloweninnen und Slowenen ihre Heimat, in der sie seit Jahrhunderten lebten. Partisanenkampf war also Kampf im Dienste an der Heimat. Kärntner Partisanenkampf ist also der eigentliche Kärntner Heimatdienst. Partisaninnen und Partisanen kämpften hier gegen den Nazismus, den landfremden Nazismus, wie ihn Karl Renner 1945 nicht ganz richtig nannte, und sie haben ihn abgewehrt. Kärntner Partisanenkampf ist also der eigentliche, der wahre Kärntner Abwehrkampf, der Kampf gegen den auch landfremden Nazismus."

Sehr geehrte Damen und Herren des Villacher Gemeinderates!

Am wichtigsten – das kann gar nicht oft genug wiederholt werden - war der Sieg über die Nazi-Diktatur. Ihre Zerschlagung bildete die erste Voraussetzung für die Wiederherstellung eines demokratischen Österreich, dessen antifaschistische Kräfte zu schwach waren sich selbst zu befreien. Das war auch die Grundvoraussetzung für den Aufbau des heutigen demokratischen Europa. Das ist europäischer Konsens! Und dazu haben die Kärntner Partisanen einen wichtigen Beitrag geleistet. Dafür gebührt ihnen Dank, Lob und Anerkennung.

Gebietsansprüche

Die Gebietsansprüche an Österreich, die Jugoslawien nach 1945 stellte, entstanden nicht durch die Partisanenbewegung, wie uns der Kärntner Abwehrkämpferbund auf seiner Homepage und in vielen Postwurfsendungen andauernd weismachen will, sondern die Partisanenbewegung bildete nur das Mittel zu ihrer möglichen Realisierung. Diese Gebietsansprüche haben in erster Linie jene Österreicherinnen und Österreicher zu verantworten, die sich am Eroberungskrieg – und oft in führender Position - Nazideutschlands beteiligten. Um das zu erläutern möchte ich euch an die Moskauer Deklaration erinnern, die 1943 von den Alliierten verfasst wurde. Sinngemäß steht in diesem Dokument:

  1. Österreich ist ein Opfer der Angriffspolitik Hitlerdeutschlands.
  2. Österreich soll wieder ein freies und unabhängiges Land werden.
  3. Die endgültige Abrechnung wird davon abhängen, wie viel wir selbst zu unserer Befreiung beitragen.

Mit anderen Worten sagten die Alliierten, wenn ihr wollt, dass wir euch nach dem Krieg freundlich behandeln sollen, dann müsst ihr zeigen, dass ihr nicht nur ein Volk der Täter, der Mitläufer und der Wegschauer seid, sondern auch ein Volk des Widerstandes. Das gilt insbesondere auch bezüglich möglicher Grenzkorrekturen. Als es dann darum ging, die Gebietsansprüche an Kärnten abzuwehren, stand demzufolge nicht die Leugnung des Widerstandes, sondern die Anerkennung des Partisanenkampfes für die Befreiung vom Nazismus auf der Tagesordnung.

Deshalb erinnerte Landtagspräsident Jakob Serreinig, bei einer Festsitzung des Kärntner Landtages im Jänner 1947, als der Sieg der freien Völker, der militärische Zusammenbruch Nazideutschlands und unsere Befreiung gefeiert wurde, auch daran: "In den Bergen Südslawiens entstand eine Partisanenbewegung, die schließlich von Marschall Tito zusammengefasst wurde und deren nördliche Ausläufer auch in Kärnten den Kampf aufgenommen haben. Deutsche und slowenische Österreicher stießen zu diesen Truppen." Landeshauptmann-Stellvertreter Herke verstärkte diesen Eindruck noch als er vom "heldenhaften Kampf der südslawischen Freiheitsbewegung" sprach.

Mythos Abwehrkampf

Und nun ein paar Worte zur Darstellung des Abwehrkampfes und der Volksabstimmung auf der Website des Kärntner Abwehrkämpferbundes. Nach dem Zusammenbruch und der Auflösung des Habsburgerreiches im November 1918 wurden die Grenzen in ganz Europa neu geordnet. Schon im November 1918, noch vor der Gründung des SHS-Staates, haben südslawische Truppen große Teile Südkärntens besetzt um vollendete Tatsachen zu schaffen. Anfang Dezember 1918 fasste die Kärntner Landesversammlung den Beschluss zur bewaffneten Abwehr. Daraufhin wurden die südslawischen Einheiten von Kärntner Freiwilligen-Verbänden im Jänner 1919 wieder zurückgedrängt.

Ende April griffen die SHS-Truppen entlang der ganzen Front erneut an. Auch dieser Angriff konnte zurückgeschlagen werden und es gelang sogar mit Hilfe der Tiroler Volkswehr den strategisch wichtigen Karawankentunnel zu erobern und zu verbarrikadieren. Die Jugoslawen wurden über die Landesgrenzen zurück gedrängt. Zu diesen Ereignissen gibt es Bildmaterial aus dem Archiv "Mölzer" mit Kurzkommentaren auf der Website des Kärntner Abwehrkämpferbundes. Die Darstellung dieses Abwehrkampfes endet im Mai 1919 mit den Worten: "Kein Jugoslawe mehr auf Kärntner Boden!" Hier endet die Darstellung des sogenannten "Abwehrkampfes" auf der Homepage des Kärntner Abwehrkämpferbundes.

Damit wird signalisiert: Der Abwehrkampf war erfolgreich! In Wirklichkeit endete der Abwehrkampf aber nicht im Mai 1919, sondern am 6. Juni 1919 mit der Besetzung Klagenfurts durch reguläre SHS-Truppen. Also mit einem Sieg der SHS-Truppen und mit einer militärischen Niederlage der Kärntner Einheiten. Es wurde nichts abgewehrt. Und nur auf Druck der Entente-Mächte und nicht auf Druck der Abwehrkämpfer mussten sich die SHS-Truppen wieder zurückziehen. Ende Juli 1919 räumten die SHS-Truppen Klagenfurt und zogen sich in die Abstimmungszone A zurück. Das ist auch der Grund warum die seriöse historische Literatur den Begriff Abwehrkampf nicht verwendet, sondern von bewaffneten Grenz-Auseinandersetzungen spricht. Und das scheint mir auch der Grund zu sein, warum der Kärntner Abwehrkämpferbund seine historische Darstellung des Abwehrkampfes im Mai 1919 mit den Worten "Kein Jugoslawe mehr auf Kärntner Boden" beendet und nicht im Juni 1919 mit der Besetzung Klagenfurts durch SHS-Truppen, denn dann wäre ja offenkundig, dass der Begriff "Abwehrkampf" nicht angebracht ist. Noch einmal: Es wurde nichts abgewehrt! Mit dem Begriff "Abwehrkampf" konstruierte und konstruiert der Kärntner Abwehrkämpferbund einen Mythos. Dass sich dieser Mythos "Abwehrkampf", an den inzwischen beinahe jeder Kärntner glaubt, so erfolgreich und meiner Ansicht nach zum Schaden Kärntens durchgesetzt hat, daran waren viele Meinungsmacher, wie Lehrer, Journalisten, Politiker aller Parteien und verschiedene Organisationenen, wie der Kärntner Heimatdienst, die Kameradschaftsbünde, die Ulrichsberggemeinschaft und auch die Historikerinnen und Historiker vom Kärntner Landesarchiv beteiligt. Das ihnen das so gut gelungen ist, ist eine Schande für Kärnten. Es ist unsere Aufgabe, diese Geschichtskonstruktion, diesen Mythos richtig zu stellen. Es ist nicht unsere Aufgabe den Kärntner Abwehrkämpferbund zu ehren.

Sehr geehrte Damen und Herren des Villacher Gemeinderates

Es gab keinen Abwehrkampf! Es gab bewaffnete Grenzkonflikte!

Mythos Volksabstimmung

In der Rubrik "Volksabstimmung" der Homepage des Kärntner Abwehrkämpferbundes findet man die nächste Geschichtskonstruktion. Hier wird uns folgendes mitgeteilt: "Mitte Mai 1919 beschließt der oberste Rat in Paris grundsätzlich die Durchführung einer Volksabstimmung. Voraussetzung dafür war der Kärntner Abwehrkampf."

Also: Der Kärntner Abwehrkampf, der ein militärisches Fiasko gewesen ist, war die Voraussetzung für die Volksabstimmung! Mir Verlaub, meine Damen und Herren des Villacher Gemeinderates, das ist konstruierte Geschichte. Wenn man so etwas behauptet, sollte man es belegen können. In der Literaturangabe findet man dazu einen Hinweis. Frau Dr. Claudia Fräss- Ehrfeld, Historikerin am Kärntner Landesarchiv, hat im Jahre 2000 ein Buch mit dem Titel "Abwehrkampf – Volksabstimmung – Identitätssuche" herausgegeben. In diesem Buch versucht sie eine schlüssige Verknüpfung zwischen Abwehrkampf und Volksabstimmung nachzuweisen. Nach Ansicht namhafter Historiker der Universität Klagenfurt gelingt ihr das nicht. Es ist eine Geschichtskonstruktion, die nicht bewiesen werden kann.

Aber das offizielle Kärnten erwartet natürlich von der institutionalisierten Landesgeschichtsschreibung die Festschreibung des Kärntner Landesmythos. Erst 2004 hat der Landeshauptmann beim Festakt "100 Jahre Kärntner Landesarchiv" das Landesarchiv als Bastion für den Erhalt der Landesgeschichte hervorgehoben. Sie hätten - also die Historiker und Archivare - die Eigenständigkeit bewahrt und gegen die in pseudohistorischer Weise erfolgten Umdeutungsversuche von außen vehement Widerstand geleistet. Gemeint waren damit die Wissenschafterinnen der Universität Klagenfurt.

Sehr geehrte Damen und Herren des Villacher Gemeinderates!

Kurz zusammengefasst kann man also resümieren: Die Darstellung von Abwehrkampf und Volksabstimmung des Kärntner Abwehrkämpferbundes ist deutschnationale Geschichtsschreibung. Ist "Mythos". Sie steht im Widerspruch zur seriösen Geschichtsschreibung. Villach gilt im Bewusstsein vieler Menschen als weltoffene Stadt. Die Ehrung des Kärntner Abwehrkämpferbundes ist für viele Villacherinnen und Villacher eine Provokation.

Wir protestieren.

Quellen:

[1]Ansprache von Univ. Prof. Dr. Karl Stuhlpfarrer anläßlich der Gedenkveranstaltung am 15. Mai 2005 in Klagenfurt
[2]Brigitte Entner, Von Ortstafeln und anderen Zweisprachigkeiten oder: Die versuchte Konstruktion eines deutschen Kärntens, Universität Klagenfurt
[3]Mario Moser, Vom Abwehrkampf zum Anschluss, austria medien service GmbH, ISBN 3-85333-092-4
[4]Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Handbuch des Rechtsextremismus in Österreich, ISBN 3-216-30053-6

Die armen Opis. Kein Schwein gibt ihnen Geld.
Dokumente zur Deportation der Kärntner Slowenen 1942
Alois Maier-Kaibitsch
Österreich-Slowenien: Erinnern und Versöhnen
Slowenien unter'm Hakenkreuz
Unter Hakenkreuz und Titostern

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Walther Schütz, 2006-03-30, Nr. 2467

Dank an alle 4 Gemeinderät/innen, die gegen den Antrag gestimmt haben -das ist mutig! Dank an Hans Haider für seine klaren Worte!

Walther

Hans Haider, 2006-03-30, Nr. 2468

Ein kleiner Nachtrag: Nachdem Bürgermeister Manzenreiter als Berichterstatter einige erklärende und ehrende Worte über den Kärntner Abwehrkämpferbund sprach, meldete ich mich zu Wort. Nach meiner Rede wagte niemand die Gegenrede! Außer Gemurmel und Geschimpfe war nichts zu hören. Klammheimlich, feige und schlawuzzig hat man sich drübergeschwindelt. Eine Schande für den Villacher Gemeinderat! Aber auch eine Schmach für den Kärntner Abwehrkämpferbund! Man ehrt einen Verein und niemand von den 45 Gemeinderäten traut sich ehrende Worte zu sprechen. Letztlich wurde der Kärntner Abwehrkämpferbund geehrt wie ein Hund, den man einen Knochen hinschmeißt. Und das ist gut so.

erika, 2006-03-30, Nr. 2469

Diese Frage gehen mir durch den Sinn:

1.Wie schaut so ein kärntner Abwehrkämpfer aus?
Hat er vielleicht eine dicke rote Nasen, eine niedrige Stirn und ist rund und klein?
2.Ist er nicht schon längst ausgestorben oder ziemlich alt, der Kärntner Abwehrkämpfer?
3.Und gibt es auch eine Frau Abwehrkämpferin?
4.Kommt das Villacher Wappen auf ein Gemeinschaftsgrab? Oder wird es gar in die Kärntner Erde gelegt?
5.Sind die SPÖ - und andere GemeinderätInnen auch Kämpfer? Und wenn, wofür kämpfen sie?
6.Sind die Villacher GemeinderätInnen sehr ängstlich oder nur unwissend?
7. Hat das Wappengeschenk etwas mit den kommenden Wahlen zu tun?

Bruno Kathollnig, 2006-03-31, Nr. 2471

Herzliche Gratulation unserem Freund Hans Haider zur Einschätzung des Abwehrkämpferbundes. Nur: Der Abwehrkampf war natürlich ein Abwehrkampf. Wenn auch ein militärisch letztlich erfolgloser. Ich selbst war nach dem Tod meines Vaters einige Jahre Mitglied des Kärntner Abwehrkämpferbundes. Weil mein Vater, der sich selbst als sogenannten windischen, als asimilierten Angehörigen der slowenischen Minderheit gesehen hat, als Gymnasiast Maschinengewehrmunition für die Rückeroberung der Rosegger Brücke im Jänner 1919 geschleppt hatte. Ich hatte gedacht, man könnte den Abwehrkämpferbund in Richtung Weltoffenheit, Toleranz und Aussöhnung reformieren. Das wäre auch ein Herzensanliegen meines 1984 verstorbenen Vaters gewesen. Leider hat sich meine Hoffnung als eine reine Illusion erwiesen. Deshalb bin ich auch schon vor vielen Jahren wieder ausgetreten. Die Pamphlete dieses Vereines, die machen mich nur mehr traurig bis fassungslos. Wann werden insbesondere alle Kärnner endlich in einem zukunftsfähigen Europa angekommen sein?
(Ebenso traurig macht mich allerdings die Tatsache, wie hierzulande mit dem Verfassungsgerichtshof umgegangen wird. Da muss man sich schon die Frage gefallen lassen, ob Österreich noch ein Rechsstaat ist.)
Ich gratuliere auch meinem BSA-Freund Ingo Mittersteiner, dass er im Gemeinderat dagegen gestimmt hat. Ich bin stolz auf ihn.

Bruno Kathollnig

ein junger Beobachter...., 2009-10-21, Nr. 4670

....wie fühlt man sich eigentlich wenn man gegen die ach so menschenverachtenden und rechten (rechte Fratze der gesamten?! Stadt) Parteien poltert ich würde sogar sagen hetzt (oder gehört dieses Wort ausschließlich den Kärnöl Schreiberlingen?) und im Jahre 2009 immer noch mit (nur) 2 Vertretern im Gemeinderat sitzt?!

Ich bitte um eine ehrliche Antwort...

Stephan Jank, 2009-10-21, Nr. 4671

Lieber junger Beobachter,

wer uns um eine ehrliche Antwort auf eine Frage bittet, in der er uns anonym und ohne die geringste Argumentation einfach so mir nix dir nix der Hetze bezichtigt, der hat wohl nicht ganz verstanden, wie Kommunikation funktionieren könnte. Sei uns also nicht böse, wenn wir bei Deinem Spiel nicht mitspielen werden.

Stephan Jank, im Namen der kärnöl-Redaktion

diana, 2009-10-23, Nr. 4672

wer die welt verändern will, der werfe doch bitte endlich den ersten stein!

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